Chile-Beben kommt die Assekuranz noch teurer

Rückversicherer hoffen auf Impuls für Preissteigerungen

 

Das Erdbeben in Chile wird die Versicherungsbranche deutlich mehr kosten als bisher erwartet. Die Schäden werden vermutlich bei 8 Mrd. $ liegen, erklärte der weltgrößte Rückversicherer Munich Re. Bislang war die Branche von 4 Mrd. $ bis 7 Mrd. $ ausgegangen. Munich Re verband die neue Schätzung mit der Erwartung, dass die Preise für Rückversicherungsschutz nicht weiter sinken, sondern deutlich steigen. Seine eigene Belastung beziffert der Konzern auf 1 Mrd. $ vor Steuern. Ende April hatten die Münchner noch mit 700 Mio. $ gerechnet.

Chile gilt im Gegensatz zu seinen südamerikanischen Nachbarn als weit entwickelter Versicherungsmarkt mit hoher Versicherungsdichte – gerade Firmen versichern sich mit ähnlich hohen Summen wie in Europa. Die in dem Land tätigen Erstversicherer, die mit Endkunden Geschäfte machen, haben einen relativ großen Teil des Risikos an Rückversicherer weitergegeben.

Auch auf die Munich-Re-Rivalen Swiss Re und Hannover Rück kommen deshalb hohe Zahlungen zu. Der Branchenzweite Swiss Re erwartet eine Belastung von 700 Mio. $, die Hannoveraner Gesellschaft von mehr als 185 Mio.Euro.

Die Branche stützt ihre Hoffnung auf Preiserhöhungen auch aus der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko und die Hochwasserschäden an Oder und Weichsel. Zum 1. Juli stehen Vertragserneuerungen in den USA, Lateinamerika und Australien an. In den Verhandlungen will Munich Re jetzt Preiserhöhungen durchsetzen.

Nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 waren die Preise für Rückdeckungen steil angestiegen. Seither sind sie aber stetig gesunken. Hoffnungen, dass die Finanzkrise zu einer Verknappung des Angebots und deshalb zu höheren Raten führen würde, erfüllten sich nicht. Ein Grund: 2009 gab es kaum Naturkatastrophen.

Ob die aktuellen Großschäden das Blatt wirklich wenden können, ist zweifelhaft. Denn das Angebot ist größer als je zuvor – das den Rückversicherern zur Verfügung stehende Kapital hat mit 434 Mrd. $. Ende März 2010 ein neues Rekordniveau erreicht.

Anne-Christin Gröger

Quelle: Financial Times Deutschland

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