Scharfer Preiskampf · Interview mit Vorstand Heitmann
von herbert fromme, köln
Autoversicherer HUK-Coburg kann einen weiteren Erfolg beim Ausbau seines Werkstattnetzes verbuchen: Die Versicherungsgruppe Debeka beteilige sich an dem System, sagte HUK-Coburg-Vorstand Klaus-Jürgen Heitmann der FTD. HUK-Coburg setzt auf die Bindung der Kunden an bestimmte Werkstätten. Das macht Autoversicherungspolicen um 20 Prozent billiger.
Debeka ist Marktführer in der privaten Krankenversicherung, in der Autoversicherung aber mit 400 000 versicherten Fahrzeugen eher klein. Aber: Die hoch angesehene Debeka könnte andere Versicherer mitziehen. Derzeit beteiligen sich am HUK-System Generali, VHV, Gothaer und Concordia. HUK bietet den 1200 Vertragswerkstätten einen regional variierenden festen Stundensatz von im Schnitt 60Euro. „Die von Branchenvertretern selbst ermittelnden Durchschnittserlöse pro Stunde liegen bei etwa 70 Euro“, sagte Heitmann.
HUK garantiert im Gegenzug schnelle Abwicklung und Rechnungszahlung sowie die Steuerung von Aufträgen in die Vertragswerkstätten. Die Hälfte der Neukunden akzeptiert das – dafür müssen sie ihre Wagen bei Vertragspartnern reparieren lassen.
Das System ist umstritten. Funktionäre des Handwerks werfen dem Versicherer Knebelverträge vor, die Konkurrenz warnt vor Billigreparaturen in freien Werkstätten. „Wir haben strenge Qualitätskontrollen, mehr als die Hälfte unserer Partner sind Vertragswerkstätten von Autoherstellern“, sagte Heitmann dazu.
Für ihn ist das Schadenmanagement ein Schlüssel zum Erfolg. Heute steht HUK-Coburg kurz vor der Marktführerschaft. Mit 8,5 Millionen Fahrzeugen liegt das Unternehmen nur noch knapp hinter der Allianz. Günstig ist HUK bei den Vertriebskosten, die mit rund drei Prozent der Beiträge acht Punkte unter der Konkurrenz liegen – HUK beschäftigt kein klassisches Vertreternetz, sondern versichert viele Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, die nachweislich weniger Unfälle produzieren.
2009 gab HUK in der Autoversicherung 95 Prozent der Beiträge für Schäden sowie Vertriebs- und Verwaltungskosten aus, im Marktschnitt waren es 103 Prozent. Der Preiskampf der letzten Jahre hat die Branche versicherungstechnisch in die roten Zahlen getrieben, die aber durch Kapitalerträge mehr als ausgeglichen werden. An eine Preiswende glaubt Heitmann nicht. Er geht davon aus, dass die scharfe Konkurrenz in dieser Sparte nicht nachlässt. „Der Preiskampf bleibt.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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