Die Finanzierung von Auslandsgeschäften galt bei Banken lange Zeit alslangweilig. Zu gering sind die Margen, woanders war mehr zu verdienen -allerdings bei höherem Risiko. Jetzt besinnen sich die Institute auf dastraditionelle Geschäft, die Konkurrenz um Kunden wächst
VON Patrick Hagen
Die deutsche Werftengruppe Hegemann kämpft ums Überleben. Werfteigner Detlef Hegemann musste den Großteil seiner Anteile bereits an einen Treuhänder abtreten, die Tochter Rolandwerft wurde verkauft und die gesamte Gruppe kürzlich in P+S Werften umbenannt. Ein Kredit über 326 Mio.Euro soll jetzt die Existenz eines der größten deutschen Schiffbauunternehmen sichern. Kreditgeber sind die KfW Ipex-Bank und die Norddeutsche Landesbank Nord/LB. Die Werften brauchen das Geld, um ihre Aufträge vorzufinanzieren, darunter zwei Großfähren für die deutsch-dänische Reederei Scandlines. Auch die Reederei finanziert den Bau der Schiffe über ein Bankdarlehen – Hauptkreditgeber: ebenfalls die KfW Ipex-Bank.
Die Tochter der staatlichen Förderbank KfW ist mit einem Kreditvolumen von 14 Mrd.Euro weltweit eine der größten Banken in der Finanzierung von Schiffen. Im vergangenen Jahr finanzierte sie den Bau von zwei Containerschiffen für einen türkischen Eigner. Dazu kamen ein Kreuzfahrtschiff, das die Meyer Werft in Papenburg für die amerikanischen Reeder Royal Caribbean Cruises baut, und der Umbau einer Fähre zu einem Spezialschiff für den Offshore-Einsatz für eine dänische Reederei bei Blohm + Voss in Hamburg.
In der kriselnden Schiffbaubranche ist jeder Auftrag hart umkämpft. Den Zuschlag erhält häufig nur die Werft, die auch eine Finanzierungslösung mitliefern kann. Das gilt vor allem für deutsche Unternehmen, die ohnehin Kostennachteile plagen gegenüber der Konkurrenz aus Korea und China. Für deutsche Exporteure ist die KfW Ipex-Bank einer der wichtigsten Geldgeber.
Deutsche Unternehmen bei Auslandsgeschäften zu unterstützen ist eine der originären Aufgaben der nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten Kreditanstalt für Wiederaufbau. Seitdem hat sich die Exportfinanzierung allerdings stark geändert, sagt Matthias Wietbrock, Abteilungsleiter bei der KfW Ipex-Bank: „Früher war in der Regel der Lieferant der Kreditnehmer.“ In den 60er-Jahren setzte sich der Bestellerkredit durch: Kreditnehmer ist der Besteller im Ausland. Zug um Zug mit der Erfüllung des Vertrags zahlt die Bank das Geld an den deutschen Exporteur aus.
Auf Druck der EU-Kommission lagerte die KfW die Exportfinanzierung vor zwei Jahren in eine rechtlich selbstständige Tochter aus – die KfW Ipex-Bank. Sie agiert als kommerzielle Bank unter Wettbewerbsbedingungen. „Wir genießen nicht die Privilegien der KfW: Wir zahlen Steuern, haben nicht das Triple-A-Rating der KfW und unterliegen der Finanzaufsicht“, erläutert Wietbrock: „Aber wir stehen den Unternehmen nachhaltig in der Exportfinanzierung zur Verfügung, das ist unser Förderbeitrag.“ Außerdem kommen die Erträge aus dem Geschäft mit nicht subventionierten Krediten wiederum den inländischen Förderprogrammen der KfW zugute. Für das vorige Jahr steht allerdings ein Verlust von 140 Mio.Euro in den Ipex-Büchern.
Deutsche Exporteure schielen dennoch neidisch auf die staatlichen Exportförderbanken jenseits der Grenze. „In anderen Ländern gibt es eine Staatsbank, die Exporte finanziert, wie die Ex-Im Bank in den USA“, sagt Susanne Engelbach, zuständig für Exportfinanzierung beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA): „In Deutschland haben wir das nicht.“
Trotzdem haben deutsche Exporteure in der Regel keine Probleme, eine Bank zu finden. „Für Standardfälle gibt es eigentlich immer mehr als einen Anbieter“, sagt Wietbrock. Er erwartet zudem, dass nun wieder mehr Banken ins Exportgeschäft einsteigen werden. In der Vergangenheit galt Exportfinanzierung wegen der geringeren Margen als eher langweilig – das ändert sich jetzt. „Es gibt eine gewisse Renaissance der klassischen Exportfinanzierung“, sagt Wietbrock. Die Neueinsteiger interessieren sich dabei vor allem für Geschäft, das über staatliche Exportkreditgarantien wie die deutschen Hermes-Deckungen abgesichert ist.
„Wir spüren deutlich erhöhten Wettbewerbsdruck“, stellt Wietbrock fest. Dennoch gibt es Projekte, die ohne seine Bank nicht realisiert würden: „Nicht weil uns das Risiko egal ist, sondern weil wir in einer frühen Phase in die Projektentwicklung einsteigen, und eine Finanzierungsstruktur finden, die bankenfähig ist.“ Die Bank konzentriert sich auf langfristige Finanzierungen mit mehr als vier Jahren Laufzeit. Bei Infrastrukturprojekten wie dem Bau von Straßen oder Schienen kann die Finanzierungsdauer auch schon einmal 20 Jahre betragen. „Einige Projekte, insbesondere in schwierigen Ländern oder mit besonders großen Volumen, kann sicherlich nicht jeder übernehmen“, sagt Wietbrock.
Im vergangenen Jahr hat die Bank die Finanzierung des Kessels eines neuen Kohlekraftwerks in Südafrika organisiert. Der Kessel wird vom Duisburger Anlagenbauer Hitachi Power Europe geliefert. Am gesamten Investitionsvolumen von 530 Mio.Euro war die Ipex-Bank mit 81,5 Mio.Euro beteiligt. Kreditnehmer ist Südafrikas staatlicher Versorger Eskom. Ein Teil der Kredite kam aus ERP-Fördermitteln, die von der KfW Ipex treuhänderisch abgewickelt werden. Das ERP-Sondervermögen stammt noch aus der amerikanischen Aufbauhilfe nach dem Zweiten Weltkrieg. Firmen können diese Mittel für Exporte beantragen, wenn ihre Lieferungen in Entwicklungs- oder Schwellenländer gehen. Außerdem muss die Finanzierung über eine staatliche Hermes-Deckung verfügen. „In diesen Fällen agieren wir im Auftrag der klassischen Förderbank KfW“, sagt Wietbrock.
Quelle: Financial Times Deutschland
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