Europas Nummer zwei verlässt den britischen Lebensversicherungsmarkt
Von Ilse Schlingensiepen, Köln,
und Herbert Fromme, Hamburg
Der französische Versicherer Axa, die Nummer zwei in Europa, hat am Donnerstag seine Trennung von der traditionellen britischen Lebensversicherung vollzogen. Er hat den größten Teil des Geschäfts im größten Lebensversicherungsmarkt des Kontinents an die Investorengruppe Resolution für 2,75 Mrd. £ (rund 3,3 Mrd. Euro) verkauft.
Das klassische britische Lebensversicherungsgeschäft passe nicht mehr in Axas Strategie, sich auf Segmente mit guten Wachstumschancen und hoher Profitabilität zu konzentrieren, sagte Konzernchef Henri de Castries in einer Telefonkonferenz. „Die Margen in diesem Geschäft sind nicht die besten.“
Anders sehe das in der Vermögensverwaltung aus. Auf diesen Bereich entfielen nur zehn Prozent des Umsatzes, aber 40 Prozent des Neugeschäfts im britischen Markt. „60 Prozent der Marge, die wir erzielen, stammen aus der Vermögensverwaltung.“ Axa verwalte auf der Insel 15 Mrd. £ an Kundengeldern, sagte Nicolas Moreau, der Vorstandsvorsitzende von Axa in Großbritannien. „Wir gehen davon aus, dass es in fünf Jahren 45 Mrd. £ werden können.“Die Ratingagentur Moody’s hat auf den Verkauf der skeptisch reagiert. Sie senkte die Beurteilung von Axa UK Life von „Aa3“ auf „A1“, weil der Konzern jetzt nicht mehr von dem guten Rating des Pariser Mutterhauses profitiere.
Axa ist zurzeit dabei, sein Asiengeschäft erheblich auszubauen. „Wir können uns auf Segmente konzentrieren, die optimale Wachstumsmöglichkeiten und hohe Gewinnaussichten bieten“, sagte de Castries. Für das Geschäft in Fernost kann er die frei gewordenen Mittel gut gebrauchen.
Dazu kommt bei Axa wie bei anderen großen Versicherern eine tief greifende Skepsis über die Auswirkungen von Solvency II, dem künftigen EU-weiten Modell für das Eigenkapital der Versicherungswirtschaft.Solvency II soll 2013 in Kraft treten. Das sieht eine Richtlinie der EU vor. Zwar wird um Details noch gerungen. Aber schon jetzt ist klar, dass Gesellschaften gerade für das britische Modell der Lebensversicherung, das auf hohen Investitionen in Aktien beruht, sehr viel mehr Kapital als bislang benötigen werden. Durch den Verkauf verbessert sich sogar schon vor Solvency II die Solvabilitätsquote der Axa um vier Prozentpunkte, das ist das Verhältnis von Eigenkapital zu übernommenen Risiken.
In der Schaden- und Unfallversicherung – Autos, Gebäude, Industrierisiken – sowie in der Krankenversicherung will de Castries in Großbritannien bleiben: „Dort gibt es gute Wachstumsaussichten.“
Axa schätzt die Aussichten für den britischen Lebensversicherungsmarkt düster ein, obwohl er die höchsten Prämieneinnahmen pro Kopf in der Welt bietet. Dagegen sieht Resolution große Chancen. Der Hedge-Fonds, den die Versicherungslegende Clive Cowdery gegründet hatte, erwarb bereits 2009 für 1,8 Mrd. £ den Lebensversicherer Friends Provident.
Jetzt will Resolution noch mindestens einen weiteren großen Versicherer kaufen, Synergien heben und das Gesamtgebilde noch bis 2012 an die Börse bringen. Resolution finanziert die Übernahme über eine Kapitalerhöhung von 2,05 Mrd. £ sowie 400 Mio. £ Kreditlinien.
Quelle: Financial Times Deutschland
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