Viele Kooperationen im Vertrieb von Zusatzpolicen werden zum Jahresendegekündigt
Von Ilse SchlingensiepeN, Köln
Der DKV droht der Verlust eines wichtigen Geschäftsfelds. Die Munich-Re-Tochter und viele Ortskrankenkassen (AOK) haben ihre Kooperationsvereinbarungen über private Zusatzversicherungen zum Ende des Jahres gekündigt. In den kommenden Monaten wollen die beiden Seiten neu verhandeln. Der Hintergrund: Die Krankenkassen prüfen, ob und inwieweit sie das Geschäft mit den Zusatzversicherungen selbst übernehmen.
Gesetzliche und private Krankenversicherer dürfen seit 2004 bei Zusatzpolicen zusammenarbeiten. Die Privaten bieten gesetzlich versicherten Patienten Deckung in Bereichen, in denen die Kassen nicht zahlen – etwa beim Zahnersatz oder der Unterbringung im Zweibettzimmer im Krankenhaus. Die Branche setzt große Hoffnungen in dieses Geschäft.
Die DKV kooperiert mit den meisten regionalen Krankenkassen. Zum Ende 2009 hatte aber die AOK Plus die Zusammenarbeit gekündigt. Jetzt folgten nach FTD-Informationen vier weitere Ortskrankenkassen. Daraufhin hat die DKV allen übrigen Kassen ihrerseits zum Jahresende gekündigt.
Die gewünschte flächendeckende Zusammenarbeit sei jetzt nicht mehr möglich, erklärte die DKV. Ohnehin sei das Kooperationsgeschäft – es umfasst bis heute 580 000 Policen – in der letzten Zeit stark zurückgegangen.
Ein Grund: Die Kassen bieten inzwischen selbst Tarife an, die in dieselbe Richtung wie die privaten Angebote zielen. Den Anfang hatte 2007 die AOK Rheinland/Hamburg gemacht, zum Ärger der Privaten.
Noch ist unklar, welche Spielräume die Kassen künftig auf diesem Feld haben. Die Bundesregierung will das Wettbewerbsverhältnis zwischen gesetzlichen und privaten Versicherern neu definieren, die Rahmenbedingungen stehen aber noch nicht fest.
„Wir müssen die Zusammenarbeit mit der DKV auf neue Füße stellen“, sagte Martin Litsch, Vorstandschef der AOK Westfalen-Lippe. „Jetzt werden wir prüfen, was wir künftig selbst anbieten können und was besser in die private Krankenversicherung passt“, sagte Litsch. Im AOK-Verbund sei die strategische Neuausrichtung schon länger ein Thema. Für die Kassen haben eigene Wahltarife einen entscheidenden Vorteil: Sie binden Versicherte für drei Jahre.
Die Strategiediskussion richte sich nicht gegen die DKV, sagte Wilfried Boroch, Politikchef der AOK Hessen: „Wir sind mit der DKV als Kooperationspartner zufrieden.“ Die Kassen müssten aber den neuen Bedingungen Rechnung tragen.
Auch die DKV wolle die Tür in Richtung AOK nicht zuschlagen, so Vorstandschef Günter Dibbern. Das Unternehmen sehe auch für die Zukunft Chancen für Kooperationen zwischen gesetzlichen und privaten Krankenversicherern. „Wir hoffen, die Zusammenarbeit mit der AOK auf neuer Grundlage weiterführen zu können“, sagte er.
Quelle: Financial Times Deutschland
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