Private Equity springt für Privatanlegerfonds ein
Von Angela Maier, München
und Herbert Fromme, Köln
Die Bremer Reederei Beluga Shipping nimmt zum Erwerb neuer Schiffe den US-Finanzinvestor Oaktree Capital Management an Bord. Oaktree investiere zunächst mehr als 100 Mio. Euro in den Weltmarktführer für Schwerlasttransporte mit dem Schiff, wie eine Beluga-Sprecherin bestätigte. Finanzkreisen zufolge erhält der Investor dafür rund ein Drittel der Anteile an dem Reedereiunternehmen.
Beluga-Chef Niels Stolberg macht damit aus der Not eine Tugend. Den Kauf seiner bisherigen Flotte von 69 Schiffen hatte Beluga Shipping größtenteils mit Schiffshypotheken von Banken sowie über geschlossene Fonds finanziert, über die Gelder von Privatanlegern eingeworben wurden. Dieses Geschäft mit Schiffsbeteiligungen ist mit der Wirtschafts- und Finanzkrise jedoch zusammengebrochen. Auch an Kredite für neue Schiffe kommen die Reeder deutlich schwerer heran.
Oaktree als Opportunist bekannt „Während andere nach der Krise noch ihre Wunden lecken, greifen wir an“, sagte Stolberg dem „Weser Kurier“ (Donnerstagsausgabe). Das Unternehmen gehört bislang zu 100 Prozent dem gelernten Kapitän, der die Reederei vor 15 Jahren gründete. Mit Oaktrees Geld wird der Beluga-Chef vier weitere Schwergutschiffe, zwei Kabelleger und zwei Offshore-Versorger für große Pipeline-Projekte kaufen. Die Aufträge sollten in wenigen Wochen erteilt werden, hieß es.
Auch für die Private-Equity-Branche ist der Deal sehr ungewöhnlich. Das klassische Geschäftsmodell der Finanzinvestoren besteht darin, Unternehmen – meist mit hoher Schuldenfinanzierung – zu erwerben, umzustrukturieren und nach einigen Jahren wieder zu verkaufen. Bei Beluga Shipping investiert Oaktree Geld direkt in künftiges Wachstum und akzeptiert dafür zumindest zunächst einen Minderheitsanteil. Der US-Investor ist allerdings dafür bekannt, seine Investments stets sehr opportunistisch zu tätigen. So zählt Oaktree auch zu den größten Aufkäufern problembehafteter Kredite überhaupt – oft mit dem Ziel, diese in Firmenanteile zu wandeln.
Der Schiffsbetreiber ist in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen und soll 2010 erstmals mehr als 500 Mio. Euro umsetzen. 2009 hatte die Krise allerdings auch Beluga erfasst, die Erlöse schrumpften gegenüber dem Rekordjahr 2008 leicht um drei Prozent auf 415 Mio. Euro. Der Gewinn vor Steuern brach auf 20 Mio. Euro ein, verglichen mit dem Rekordwert von 70 Mio. Euro im Vorjahr. Damit steht Beluga besser da als viele andere Reedereien, die von der Containerflaute erwischt wurden, kann aber mit den Zahlen nicht zufrieden sein. 2010 will Stolberg das Ergebnis verdoppeln. Vor allem das Segment für Schwergüter mit Gewichten von 500 bis 1400 Tonnen sei sehr stabil, hieß es.
Wachstum durch Windanlagen Unter anderem profitiert Beluga davon, dass immer mehr so genannte Offshore-Windkraftanlagen auf hoher See gebaut werden. Die voluminösen, aber empfindlichen Bauteile werden häufig mit Beluga-Schiffen transportiert. Beluga betreibt gemeinsam mit dem Baukonzern Hochtief auch die Firma Beluga Hochtief Offshore, die vier Errichterschiffe für Windkraftanlagen bestellen will. Das erste Schiff soll 2012 kommen.
Belugas Vielzweckschiffe fahren Industrieanlagen und andere Schwergüter in der ganzen Welt. Sie können aber, wenn nötig, auch andere Ladung transportieren. Beluga machte 2009 Schlagzeilen, weil es zu Testzwecken die Schiffe zum Treibstoffsparen mit großen Zugdrachen ausrüstete.
Quelle: Financial Times Deutschland
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