Zurich baut Lebensversicherung um

Konzern bündelt Risiko und setzt so Kapital frei · Posten des Europachefsgeschaffen

Von Herbert Fromme

und Georgia Hädicke, Köln

Der Versicherer Zurich baut sein Lebensversicherungsgeschäft in Europa um. So will der Konzern sein Kapital effizienter nutzen. Gestern gab er bekannt, dass alle Lebensversicherer des Konzerns in Europa künftig von einem neu ernannten, in Dublin ansässigen Regionalmanager geführt werden. Der Posten wurde mit dem Briten David Sims besetzt. Der 52-Jährige arbeitet seit 1993 bei Zurich. Ähnliche Positionen hat der Versicherer für Nordamerika, Lateinamerika und Asien geschaffen.

Nach FTD-Informationen aus Versicherungskreisen ist das der erste Schritt eines Großumbaus. Mittelfristig sollen die Risikoträger innerhalb der EU zentralisiert und wichtige Teile des Geschäfts über nur noch eine Gesellschaft in Dublin gezeichnet werden. In der Schaden- und Unfallversicherung (Autos, Gebäude, Haftpflichtrisiken) geht Zurich bereits diesen Weg. Dort werden gerade alle Autodirektversicherer in Europa in einer irischen Tochter zusammengelegt.

„Zurich prüft laufend Wege, um ihre rechtliche Struktur zu vereinfachen und ihr Kapital effizienter zu bewirtschaften“, erklärte ein Sprecher auf Anfrage. „Zurich hat noch keine Entscheidung getroffen, wie dies innerhalb des Lebengeschäfts umgesetzt werden soll.“

Für Assekuranzkonzerne bietet die Zentralisierung über Ländergrenzen hinweg viele Vorteile. Der wichtigste: Für eine Gesellschaft, die gleichzeitig in Irland, Deutschland, Frankreich und anderen Märkten aktiv ist, benötigt der Konzern deutlich weniger Eigenkapital als für alle Ländergesellschaften zusammen. Dazu kommen Einsparungen in der IT, bei der Kundenbetreuung und in der Verwaltung. Außerdem muss sich der Konzern nur noch mit einer Aufsichtsbehörde auseinandersetzen.

Allerdings ist die Umsetzung schon in der Schaden- und Unfallversicherung komplex. Hauptgrund sind die verschiedenen rechtlichen Situationen, die trotz EU zwischen den Mitgliedsstaaten bestehen, und die Sprachunterschiede. In der Lebensversicherung mit ihrer engen Einbindung in die private Altersvorsorge und Steuersparkonzepte ist diese Hürde noch viel höher.

Bislang sind vor allem Nischenanbieter über Grenzen hinweg tätig. Dazu gehören britische Gesellschaften mit spezialisierten Lebensversicherungen sowie Anbieter in Liechtenstein und Luxemburg mit Fondspolicen. Zurich selbst bietet mit der Zurich Life Assurance in Dublin grenzüberschreitend seit 2006 eine Risikolebensversicherung auch in Deutschland an.

Andere Versicherer halten sich bedeckt, was die mögliche Zentralisierung von Risikoträgern angeht. Die Allianz betreibt das europäische Variable-Annuities-Geschäft mit dem zentralen Risikoträger Allianz Global Life in Dublin. In anderen Bereichen der Lebensversicherung sowie in der Schaden-/Unfallversicherung gibt es diese Konzentration nicht, sagte ein Sprecher.

Auch die Munich-Re-Tochter Ergo befasst sich derzeit nicht mit solchen Plänen. Wo aber Märkte sehr klein und hinreichend ähnlich seien, könne eine solche Zusammenlegung durchaus sinnvoll sein, sagte ein Sprecher. Als Beispiel nannte er die baltischen Staaten, wo Ergo Gesellschaften grenzüberschreitend zusammenführt.

Quelle: Financial Times Deutschland

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