Versicherer Zurich feilt an neuem Geschäftsmodell

Konzern verdankt Gewinnplus hohen Kapitalerträgen

Von Herbert Fromme, Zürich

Der Versicherungskonzern Zurich Financial Services will innerhalb der kommenden zwei Wochen die Zusammenlegung aller EU-Versicherer im Bereich Schaden und Unfall abschließen. Davon erhofft sich Europas viertgrößter Versicherer erhebliche Kostensenkungen und eine bessere Ausnutzung des Eigenkapitals.

Zahlen wollte das Topmanagement dazu aber nicht nennen. „So richtig wird das unter Solvency II sichtbar“, sagte Konzernfinanzchef Dieter Wemmer, der auch verantwortlich für Europa und Afrika ist, am Donnerstag. Solvency II steht für die neuen Eigenkapitalregeln für Versicherer, die Änderungen bei der Eigenkapitalunterlegung von Risiken vorsehen. Die Sparte Schaden und Unfall umfasst Autos, Gebäude und Haftpflichtrisiken.

Im letzten Schritt muss Zurich noch die 8,5 Millionen Verträge der deutschen Tochter Zurich Versicherung auf die Dubliner Zurich Insurance übertragen. Die Finanzaufsicht BaFin hatte dies im Juli genehmigt. Das Unternehmen gehört zu den weltgrößten Industrieversicherern, zieht sich aber wegen schwacher Preise zunehmend aus einzelnen Risiken zurück. „Wenn einige kleinere Anbieter glauben, sie könnten Geschäft zu diesen Preisen zeichnen, dann wünschen wir ihnen alles Gute“, sagte Wemmer.

Konzernchef Martin Senn will das Geschäftsmodell, vor allem in der Schaden- und Unfallversicherung, in den nächsten Monaten einer harten Prüfung unterziehen. Seine Schlussfolgerungen für die künftige Konzernausrichtung will er im Dezember vorstellen.

Zurich musste im ersten Halbjahr mit hohen Schäden aus Naturkatastrophen fertig werden: Das Erdbeben in Chile kostet 200 Mio. Dollar. Dazu kommen Spätfolgen der Finanzkrise. Zurich hat sich von der Finanzierung von Gewerbeimmobilien in Großbritannien und Irland verabschiedet – und dafür 330 Mio. Dollar gezahlt.

Dass der Gewinn nur um zehn Prozent auf 2,3 Mrd. Dollar zurückging, verdankt der Konzern den 191 Mrd. Dollar schweren Kapitalanlagen. Damit verdiente er im ersten Halbjahr 4 Mrd. Dollar, 75 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Grund: Im Krisenjahr 2009 musste Zurich 1,5 Mrd. Dollar abschreiben, 2009 konnte der Konzern 418 Mio. Dollar zuschreiben, weil der Marktpreis festverzinslicher Anlagen stieg.

Quelle: Financial Times Deutschland

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