Britischer Auto-Direktversicherer sucht Käufer für seinen Bestand //Preiskampf fordert Opfer
Herbert Fromme , Köln
Der britische Autoversicherer Admiral Group gibt drei Jahre nach Markteintritt das hoch defizitäre Deutschlandgeschäft auf. Nach FTD-Informationen aus Versicherungskreisen sucht der Konzern einen Käufer für den Bestand, der 31 300 versicherte Fahrzeuge umfasst. In der Branche wird bezweifelt, dass Admiral einen Abnehmer findet. Experten glauben, dass die Gesellschaft nicht genug Schadenreserven hat. Admiral in Cardiff wollte nicht Stellung nehmen. Deutschlandchefin Sita Schwenzer sagte nur, der Konzern schaue sich die verschiedenen Optionen für den deutschen Markt an.
Der Rückzug bedeutet auch eine Niederlage für den weltgrößten Rückversicherer Munich Re. Er gehörte 1993 zu den Geburtshelfern der Admiral Group und übernimmt immer noch 65 Prozent aller Risiken und damit der Prämien, Kosten und Schäden. Admirals Kapitulation in Deutschland zeigt, wie hart der Markt umkämpft ist. In der deutschen Autoversicherung tobt seit sechs Jahren ein Preiskampf. 2004 nahmen die Gesellschaften noch 22,5 Mrd. Euro an Prämien ein, 2009 waren es nur 20,1 Mrd. Euro, obwohl die Zahl der Fahrzeuge anstieg.
Anbieter mit niedrigen Kosten bauen ihre Marktanteile zulasten etablierter Unternehmen aus. Hauptangreifer ist die HUK-Coburg, die mit rund 8,5 Millionen versicherten Fahrzeugen in diesem Jahr den Marktführer Allianz ablösen dürfte. Im Geschäftsbericht 2009 griff Admiral-Konzernchef Henry Engelhardt den Rivalen direkt an: „Die wirkliche Macht im Markt ist HUK-Coburg, ein übereffizienter Versicherungsverein.“
Kleine Gesellschaften wie Admiral kommen wegen der hohen Anschubkosten leicht unter die Räder. Auch dann, wenn sie die Vertriebskosten niedrig halten, indem sie nur per Internet und Telefon arbeiten. Der niederländische Versicherer International Insurance Corporation, der mit den Marken Ineas und Ladycar Online in Deutschland tätig war, wurde im Juni insolvent. Eine weitere Marktbereinigung durch den Rückzug von Anbietern wird 2011 bevorstehen, wenn die schlechten Zahlen für 2010 vorliegen.
Admiral hatte sich bereits im vergangenen Herbst zurückgehalten, wenn mit Kampfpreisen versucht wurde, Kunden von der Konkurrenz abzuwerben. Zudem legte die Gesellschaft ein Kostensenkungsprogramm auf. Trotzdem: Während der Admiral-Gesamtkonzern bei Prämien von 1,1 Mrd. Pfund einen Rekordgewinn von 216 Mio. Pfund einfuhr, musste die deutsche Tochter bei knapp 14 Mio. Pfund Prämie ein Defizit von 5 Mio. Pfund melden.
Bei Admiral Direkt betrug die Schaden- und Kostenquote 2009 erstaunliche 238 Prozent der Beiträge. Pro eingenommenen Beitrags-Euro gibt der Versicherer also 2,38 Euro für Schäden und Kosten aus. Dabei machten die Schäden 109 Prozent aus. In anderen Märkten ist das Admiral-Modell ein Erfolg. Das Unternehmen, das auch in Spanien, Italien und den USA aktiv ist, hat in Großbritannien einen Marktanteil von sieben Prozent.
Quelle: Financial Times Deutschland
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