Deutsche Schiffsbank will Risiken künftig mit fremden Investoren teilen //FTD-Gespräch mit Vorstandschef Werner Weimann
Patrick Hagen , Hamburg
Mit neuen Partnern will die Commerzbank ihre bedeutende Rolle in der Schiffsfinanzierung halten, ohne selbst viel frisches Kapital einzusetzen. „Wir werden versuchen, zukünftig die Risiken mit einer breiteren Gruppe von Investoren zu teilen“, sagte Werner Weimann, Vorstandschef der Commerzbank-Tochter Deutsche Schiffsbank, der FTD. „Das gilt für den Fall, dass der Markt wieder stark wächst, wir als Bank aber nicht unlimitiert wachsen können.“
Deutschland ist führend in der Schiffsfinanzierung. Die globale Nummer eins ist die angeschlagene HSH Nordbank, die aber zurzeit kaum Neugeschäft zeichnet. Die Deutsche Schiffsbank ist mit 23 Mrd. Euro an Schiffskrediten die Nummer zwei in der Welt. Die Krise des Rivalen HSH eröffnet neue Möglichkeiten, für die sie aber Partner braucht.
Schon bislang waren Kreditsyndizierungen bei der Finanzierung üblich. Allerdings teilten sich dabei in der Regel nur die spezialisierten Banken die großen Kredite. Weimann will jetzt ganz neue Partner erschließen. „Das können andere Banken sein oder Investoren, die Schiffe als Vermögensklasse interessant finden, aber selber das Know-how nicht haben“, sagte er. Die Bank will den Partnern die gemeinsame Kreditvergabe über Syndizierungen oder Club Deals anbieten, mittelfristig auch Kreditverbriefungen.
Banken, die kein Schiffsfinanzierungsgeschäft haben und das nötige Fachwissen nicht haben, könnten sich so eine neue Vermögensklasse erschließen“, sagte Weimann. Auch Hedge-Fonds, Pensionsfonds und Family-Offices kämen als Partner infrage.
Weimann kommt von der Commerzbank. Zur Tochter Schiffsbank wechselte er im Oktober 2009. Seit der Übernahme der Dresdner Bank und einer Kapitalerhöhung gehört die Deutsche Schiffsbank zu 92 Prozent der Commerzbank, die restlichen acht Prozent hält die Unicredit. Zurzeit werden die Schifffahrtsbücher der Commerzbank und der Dresdner Bank auf die Schiffsbank verschmolzen. Auch die Mitarbeiter aus den Fachabteilungen wechseln. Bis Mitte nächsten Jahres soll die Fusion beendet sein.
Die klare gesellschaftsrechtliche Zuordnung zur Commerzbank eröffnet neue Möglichkeiten, so Weimann. Früher habe die Schiffsbank nur Finanzierung und Währungsgeschäfte angeboten. „Über die Commerzbank können wir eine breite Palette anbieten, vom Zahlungsverkehr über Akkreditiv- und Avalgeschäft bis hin zu Investmentbanking-Produkten.“
Im Gegensatz zur HSH Nordbank vergibt die Schiffsbank weiter neue Kredite. „Wir gehen dabei aber sehr selektiv vor. Unser Kreditvolumen wird sich nicht signifikant erhöhen“, sagte Weimann. Deutsche Reeder spielen zurzeit kaum eine Rolle, viele von ihnen waren schwer durch die Krise in der Containerschifffahrt getroffen. „Im Augenblick findet unser Neugeschäft im wesentlichen in Griechenland sowie in Asien statt“, sagt Weimann.
Die Lage der Branche hat sich zwar verbessert, Weimann warnt aber vor zu viel Optimismus. „Wir bewerten die Lage am gesamten Schifffahrtsmarkt immer noch als leicht instabil“, sagte er. „Wir glauben, dass manche Reeder einen Fehler machen, wenn sie denken, das war es jetzt.“ Vielen sei nicht klar, dass sie auch Glück hatten, da sich die Banken in der Krise sehr besonnen verhielten. „Nur deshalb haben wir keine spektakulären Pleiten gesehen.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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