Kunden des Versicherers spüren geringere Kosten nur wenig
Herbert Fromme , Düsseldorf
Der Versicherer Ergo rechnet nach Worten von Vorstand Daniel von Borries ab 2011 mit „moderaten Kostengewinnen“ für den Konzern aus der stillgelegten Victoria Lebensversicherung. Das sind gute Nachrichten für Aktionäre – aber schlechte für Kunden. Der Hintergrund: Die Munich-Re-Tochter Ergo hat im Zuge ihres Konzernumbaus die nicht mehr konkurrenzfähige Victoria Lebensversicherung mit derzeit 1,7 Millionen Kunden stillgelegt, Ergo organisiert damit die größte Abwicklung in der deutschen Versicherungsgeschichte.
Die Victoria Leben hat aber auch kaum noch Abschlusskosten, weil sie kein Neugeschäft mehr schreibt. Die Kunden zahlen aber weiter mit ihren Beiträgen die einkalkulierten Abschlusskosten, die meistens rund vier Prozent betragen. Aus der Differenz der einkalkulierten und der tatsächlich anfallenden Kosten entsteht ein sogenannter Kostengewinn. Davon dürfen die Aktionäre eines Lebensversicherers 50 Prozent einbehalten – von Gewinnen aus Kapitalanlagen indes nur zehn Prozent. Der andere Teil steht den Kunden zu. Deshalb sind Kostengewinne gut für den Aktionär. „Es wird sich nicht um sehr große Summen handeln“, sagte von Borries.
Der Konzern will ab Januar 2011 mit neuen Produktinformationsblättern auf den Markt kommen. „Wenn der Kunde die gesetzlich vorgeschriebenen Bedingungen liest, versteht er das nicht“, sagte Ergo-Vorstand Christian Diedrich. Mit den neuen, einfachen Informationen will Ergo die hohen Ansprüche aus der 50 Mio. Euro teuren Werbekampagne einlösen, in der Schauspieler als Kunden auftreten, die Intransparenz und Kundenferne von Versicherern beklagen.
Die Ergo-Kampagne stößt vielen Konkurrenten sauer auf, weil die Munich-Re-Tochter damit den restlichen Markt angreift und sich selbst als „Kundenversteher“ darstellt. Davon sei der Düsseldorfer Versicherer aber genauso weit entfernt wie der Rest der Branche, heißt es. „Auch bei uns gibt es Defizite“, gestand Diedrich ein. Aber der Konzern habe sie erkannt und werde ab Januar reagieren.
Quelle: Financial Times Deutschland
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