Versicherer planen Einstieg bei Portalen

Internet-Vergleichsrechner sollen Geschäfte beleben

Herbert Fromme , Köln

Ein Konsortium aus vier Versicherern verhandelt mit den Eignern mehrerer Online-Vergleichsportale über eine Übernahme. So wollen HUK-Coburg, Talanx, R+V und Direct Line ein Gegengewicht zum Münchner Marktführer Check24 schaffen. Im Visier der Versicherer sind nach FTD-Informationen das Unternehmen Aspect Online in Augsburg und Top Tarif in Berlin. Aspect Online ist mehrheitlich im Besitz von Gründer und Aufsichtsratschef Stephan Gabriel, auch das Management ist beteiligt. Top Tarif gehört zur Holtzbrinck-Gruppe.

Bei Onlineportalen lassen sich Kunden den günstigsten Versicherer ausrechnen und müssen dafür nur einmal ihre Daten eingeben. Die Portale erhalten für eine Vermittlung eine Provision vom Versicherer, die bei einer Autoversicherung in der Regel zwischen 60 Euro und 90 Euro liegt. Check24 hat nach Schätzungen aus der Branche inzwischen einen Marktanteil von fast 80 Prozent – und lässt sich gerade von jungen Internetversicherern, die neu im Markt sind und dringend Abschlüsse brauchen, diese Dienstleistung gut bezahlen. Bis zu 120 Euro soll das Unternehmen verlangen, die Zahl will Check24-Chef Henrich Blase nicht kommentieren. HUK-Coburg und ihr Direktanbieter HUK24 sind nicht auf dem Portal Check24 vertreten.

Die Versicherer haben zusätzlich das Problem, dass der Marktführer wie alle Konkurrenten die Kundendaten behält. Nichts hindert ein Portal, einmal jährlich den Kunden anzuschreiben und einen neuen Vergleich anzubieten. Kommt es wieder zu einem Wechsel, kassiert das Unternehmen erneut. Ein Versicherungsvertreter bekommt für eine Standardautoversicherung 40 Euro Provision im Jahr. Der über ein Portal generierte Onlinevertrag müsste also zwei oder sogar drei Jahre halten, wenn er von den Vertriebskosten zumindest nicht teurer als der konventionelle Vertrieb sein soll. Tatsächlich beschert das elektronisch vermittelte Geschäft den Versicherern höhere Stornowerte: Auch das ist ein Grund, warum das Konsortium selbst aktiv werden will.

Anfang des Monats hatte HUK-Coburg bestätigt, mit anderen Gesellschaften über ein eigenes Portal nachzudenken. Ein Sprecher sagte nun auf FTD-Anfrage nur, es fänden Gespräche statt, doch eine Entscheidung stünde noch aus.

Quelle: Financial Times Deutschland

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