Check24 warnt vor Google-Dominanz

Versicherungsvergleichsportal attackiert Onlineanbieter // Gespräch mitVorstandschef Henrich Blase

Herbert Fromme und

Friederike Krieger , Köln

Das Münchener Internet-Preisvergleichsportal Check24 warnt vor einer Dominanz von Google und anderen Online-Schwergewichten bei der Vermarktung von Versicherungen. „Die wirkliche Bedrohung für die Versicherer sind nicht wir Vergleichsportale“, sagte Check24-Chef Henrich Blase der FTD. „Gefährlich wird es für die Gesellschaften, wenn die großen Internetspieler Facebook, Google, Microsoft und Apple ernsthaft in die Branche vordringen.“

Mit seiner Warnung reagiert Blase auf Vorwürfe des Versicherers HUK-Coburg, Check24 diktiere als Quasimonopolist mit 80 Prozent Anteil die Bedingungen für Autopolicen im Netz. HUK-Coburg will zusammen mit Talanx und R+V ein eigenes Portal gründen oder kaufen. Gespräche gibt es mit Aspect Online und Top Tarif der Holtzbrinck-Gruppe.

Vergleichsportale rechnen für Autofahrer aus, welcher Anbieter am günstigsten ist. Dafür erhalten sie von den Versicherern Provisionen. Mit 450 000 vermittelten Fahrzeugversicherungen pro Jahr liegt Check24 mit weitem Abstand vorn. HUK-Coburg und die Tochter HUK24 sind dort nicht vertreten. Check24 erzielte 2009 60 Mio. Euro Umsatz – nicht nur mit der Vermittlung von Autoversicherungen, sondern auch von Handytarifen, Strompreisen und Krediten. „Check24 ist profitabel, allerdings zurzeit nicht in der Autoversicherung“, sagte Blase weiter.Euro

Google sei schon im Markt aktiv, beschränke sich jedoch derzeit auf die Rolle als Suchbeschleuniger, sagte Blase. Das könne sich aber schnell ändern. „In Großbritannien hat Google testweise selbst den Vergleich von Kreditangeboten organisiert und dafür Provisionen kassiert“, sagte Blase.

Wer das Wort „Autoversicherung“ bei Google eingibt, erhält oberhalb der Suchergebnisse drei Werbelinks. „Um da oben zu stehen, zahlt man Google bis zu 10 Euro pro Klick“, sagte Blase. „Normalerweise erzielt ein Versicherer bei einem bis drei von 100 Klicks einen Abschluss.“ Damit fallen Vermittlungskosten von 200 Euro bis 400 Euro pro Vertrag an.

Die Kritik der Versicherer an Check24 sei deshalb unangemessen und habe auch einen anderen Hintergrund. „HUK-Coburg hat lieber schwache Vergleichsportale“, behauptete Blase. „HUK-Coburg dominiert mit seinem Direktanbieter HUK24 den Onlinemarkt für Autoversicherungen.“ Der Gesellschaft gelinge es aber nur in zehn bis 20 Prozent aller Fälle, bei elektronischen Preisvergleichen ganz vorn zu landen. „Gibt es keine Vergleichsportale, bekommt HUK24 wesentlich mehr Neugeschäft per Internet, denn sie hat die stärkste Marke und zieht damit Kunden auf ihre Website“, sagte er. „Die Gesellschaft wünscht keine wirkliche Preistransparenz.“

Mit mehr als 8,6 Millionen versicherten Fahrzeugen ist die HUK-Coburg inzwischen Marktführer und hat die Allianz überholt – genaue Zahlen hat der Münchener DAX-Konzern noch nicht vorgelegt. Rund 1,2 Millionen Verträge des Bestands liegen bei HUK24. „Ich wäre überrascht, wenn es der HUK-Coburg und ihren Verbündeten gelingt, ein eigenes Portal mit einem tatsächlichen Marktüberblick auf die Beine zu stellen“, sagte Blase. „Viele Gesellschaften haben die HUK als Hauptwettbewerber, da werden sie sich nicht an einem Portal beteiligen, das von der HUK dominiert wird.“

Quelle: Financial Times Deutschland

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