Versicherte büßen für Finanzkrise

Marktführer Allianz zahlt weniger Überschüsse aus

Herbert Fromme , Köln

Die Folgen der Finanzkrise schlagen voll auf die Versicherungskunden durch. Wegen der anhaltend niedrigen Zinsen kündigte die größte deutsche Gesellschaft Allianz gestern an, die sogenannte Überschussbeteiligung für ihre Kunden in der klassischen Lebens- und Rentenversicherung zu senken – von 4,3 Prozent in diesem Jahr auf 4,1 Prozent für 2011.

Lebensversicherer beteiligen ihre Kunden jedes Jahr an den Überschüssen, die sie erwirtschaften. Die Verzinsung bezieht sich auf den Sparanteil der Prämie, der meistens bei rund 80 Prozent liegt. Der Rest geht für Kosten und den Risikoschutz drauf. Bislang hatten nur einige kleinere Gesellschaften eine niedrigere Verzinsung angekündigt. Nach der Entscheidung des Marktführers dürfte die Branche jetzt auf breiter Front nachziehen.

Die Lebensversicherer bekommen für Neuanlagen in zehnjährigen Bundesanleihen nur noch 2,5 Prozent Zinsen. Aktien halten sie nach schlechten Erfahrungen in den Jahren 2001 bis 2003 kaum noch. Nur Firmenanleihen und Bankdarlehen bringen höhere Erträge. Zwar erzielen die meisten Gesellschaften heute noch Nettoverzinsungen von mehr als vier Prozent auf ihre gesamten Kapitalanlagen, weil sie noch besser verzinste Papiere im Bestand haben. Doch die laufen nach und nach ab, womit sich der Einfluss der Niedrigzinsen verstärkt.

Verbraucherschützer zeigten Verständnis für die Allianz. Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten sagte, die Anbieter seien gezwungen, die Überschussbeteiligung abzusenken. „Für die Kunden kann das ein Aha-Erlebnis bedeuten“, sagte Rudnik. „Sie sehen, dass die Altersversorgung nicht mehr das geplante Niveau hat, und können durch andere Investitionen gegensteuern.“ Meistens ergebe es kaum Sinn, wegen der Kürzung zu kündigen.

Die Branche erwartet für 2010

aus insgesamt 95 Millionen Lebensverträgen Prämieneinnahmen von 91 Mrd. Euro. Ihre Kapitalanlagen allein in der Lebensversicherung betragen mehr als 700 Mrd. Euro. Etwa die Hälfte davon ist bei Banken angelegt.

Kommentar: Seite 25

Quelle: Financial Times Deutschland

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