Staatlicher US-Versicherer muss Reserven stärken
Herbert Fromme , Köln
Der größte US-Versicherer American International Group (AIG) muss die Schadenreserven für Altlasten um 4,1 Mrd. Dollar aufstocken. Das gab der Konzern gestern in New York bekannt. Zum Teil liegen die Versicherungsverträge, für die jetzt höhere Schadenbelastungen zugrunde gelegt werden, Jahrzehnte zurück.
Die US-Regierung, die nach der Rettungsaktion 2008 die Mehrheit hält, hat dem Konzern erlaubt, 2 Mrd. Dollar des erlösten Kaufpreises für zwei Tochterunternehmen zu behalten, damit er mit den Altlasten besser fertig wird. Eigentlich muss AIG alle Erträge aus den Verkäufen an die Regierung abführen, um die Schulden aus dem staatlichen Rettungspaket von 183 Mrd. Dollar abzubauen.
Die neue Belastung bedeutet eine Hypothek für den geplanten Ausstieg der US-Regierung bei AIG. Sie will alle Hilfen für den Versicherer in Aktien umwandeln und ihren Anteil von dann 92 Prozent an die Börse bringen.
Die jetzt aufgetauchten Altlasten stammen aus einem Geschäft der jetzt Chartis genannten Schaden- und Unfallversicherungstochter, die früher als AIG agierte und auch in Deutschland tätig ist. Chartis ist vor allem in der Versicherung großer Konzerne aktiv. Bereits vor einem Jahr musste AIG die Chartis-Schadenreserven um 2,3 Mrd. Dollar stärken.
Dabei geht es um lang laufende Haftpflichtrisiken. Rund ein Viertel der Reservestärkung entfällt auf Asbestrisiken, die AIG und die Töchter nur bis 1985 gezeichnet haben. Der Versicherer hatte lange Jahre Asbesthersteller und Firmen, die den giftigen Baustoff verwendeten, gegen Haftpflichtansprüche versichert. Jetzt stellt sich heraus, dass die tatsächliche Schadenbelastung Jahre nach Ende der Verträge sehr viel höher ist als die damals gebildeten Rückstellungen.
In der Arbeiterunfallversicherung treffen höhere medizinische Kosten und neue Behandlungsmethoden für Opfer von Arbeitsunfällen den Versicherer. Hier geht es um Belastungen aus den vergangenen zwölf Jahren. Anbieter hatten wegen der scharfen Konkurrenz im US-Markt ihre Prämien und den erwarteten Schadenbedarf sehr knapp kalkuliert. Das rächt sich jetzt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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