Noch immer ist kein Ende des Preiskampfs bei Kfz-Policen abzusehen.Onlineportale mischen den Markt jetzt auf
Die Bilanz ist niederschmetternd: 50 von 68 Versicherern schreiben mit ihrem Kfz-Geschäft rote Zahlen. Bei einer Schaden-Kosten-Quote von 105 Prozent bezuschussen sie jeden eingenommenen Prämien-Euro mit 5 Cent. Viele können die Verluste durch Einnahmen aus Kapitalerträgen ausgleichen. Zwei Anbieter haben aber das Handtuch werfen müssen: der niederländische Versicherer Ineas und die britische Admiral. Das ist die Folge des langen Preiskriegs.
Die Mehrzahl der Anbieter verkündete zum Jahresende die Anhebung der Preise um fünf bis zehn Prozent. Damit gibt es erstmals seit 2004 höhere Durchschnittsprämien. Das Ende einer langen Durststrecke? Den Optimismus wollen nicht alle teilen. „Es gibt keine grundlegende Veränderung der defizitären Situation“, konstatiert Marco Morawetz vom Rückversicherer Gen Re. Lediglich eine leichte Ergebnisverbesserung sei möglich.
Im Kasko-Geschäft prognostiziert die Gen Re in Teilen sogar eine weitere Ergebnisverschlechterung. Trotz dieser Vorhersage zeigt sich Versicherer HUK-Coburg, der mit der Allianz hart um die Marktführerschaft ringt, zuversichtlich. „Wir hatten 2010 ein wirklich sehr zufriedenstellendes Wachstum“, sagt Vorstand Klaus-Jürgen Heitmann. Auch für 2011 erwarten die Coburger ein gutes Plus – und schwarze Zahlen. Der Autoversicherer will noch in diesem Jahr mit Wettbewerbern ein eigenes Vergleichsportal im Internet platzieren. Im Herbst vergangenen Jahres hatte die Onlinetochter HUK 24 die Zusammenarbeit mit dem Internetvergleichsportal Check 24 aufgekündigt. Der Befund von Heitmann: „Der Markt monopolisiert, wir haben keinen Wettbewerb mehr.“ Tatsächlich dominieren die Münchner Onliner mit bis zu 70 Prozent Marktanteil eindeutig das Geschäft.
Kritisiert wird zudem, dass die Marktmacht von Check 24 die Provisionen in die Höhe treibt. Dennoch müssen die Versicherer die Vergleichsportale weiterhin im Auge behalten. Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens You Gov Psychonomics schlossen die Kunden 2010 erstmals häufiger direkt über eine Vergleichsseite im Internet ab, als über die Internetseite des Versicherers. Durch die zunehmende Frequentierung der Internetportale steigen darüber hinaus die Kündigungsquoten. Dieses Problem könnte jedoch künftig durch die von einigen angekündigte Flexibilisierung der Hauptfälligkeit abgemildert werden. Bislang werden die Verträge größtenteils mit Fälligkeit zum 1. Januar des Folgejahres abgeschlossen. Diese sogenannte Hauptfälligkeit wollen vor allem die hochpreisigen Serviceversicherer aufweichen. Die Maßnahme könnte laut der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners die Zahl der Kündigungen reduzieren. Darüber hinaus würde die Wechselschlacht im November wegfallen. Damit hätten die Versicherer im Jahresendgeschäft mehr Zeit für profitablere Sparten.
Das klingt fast so, als würde es sich lohnen, dem Kfz-Geschäft den Rücken zu kehren. Dieser Erkenntnis folgen einige bereits. Die Gothaer beispielsweise hält sich schon seit Längerem im Autogeschäft zurück. „Ertragsmäßig hat uns der Rückgang des Autogeschäfts sehr gut getan“, sagt Vorstandschef Werner Görg.
Quelle: Financial Times Deutschland
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