Haftpflicht muss sein – auch für Vierbeiner. Ohne droht dem Zweibeiner einMillionenschaden
In Berlin hat am Freitag ein Hund auf den Bahngleisen den Zugverkehr zwischen Hauptbahnhof und Bahnhof Friedrichstraße für längere Zeit komplett lahmgelegt. Ob für den entstandenen Schaden die Hundehaftpflichtversicherung oder die Haftpflicht des Halters, der verzweifelt versuchte, den Streuner einzufangen, aufkommen muss – diese Frage wird zu klären sein.
In Berlin, Hamburg und Sachsen-Anhalt ist das Hundeleben inzwischen nach strengen gesetzlichen Vorgaben geregelt. Dort herrscht Versicherungspflicht für alle Hunde, egal ob Dackel oder Bulldogge. Die Vorgabe erscheint manchem Besitzer restriktiv, wird aber von Hundehalter- und Tierschutzverbänden begrüßt.
Der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) empfiehlt dringend den Abschluss einer Hundehaftpflichtversicherung. Denn: „Auch ein Dackel kann schwere Unfälle verursachen“, sagt VDH-Justiziar Jörg Bartscherer. Falls bei solchen Vorkommnissen keine Hundehaftpflichtpolice vorliegt, haften die Halter in unbegrenzter Höhe.
Noch scheint diese Botschaft nicht bei allen Hundeliebhabern angekommen zu sein. Denn nach Schätzungen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft besitzt rund ein Drittel der privaten Hundehalter keine Haftpflichtversicherung.
Obligatorisch ist die Versicherung inzwischen in fast allen Bundesländern für gefährliche Hunde. Welche Vierbeiner als gefährlich gelten, liegt im Ermessen der Länder. In Hamburg beispielsweise gelten Rottweiler als gefährlich, in Thüringen dagegen dürfen die Tiere frei herumlaufen.
Viele Anbieter offerieren jedoch keinen Versicherungsschutz für die sogenannten Kampfhunde – zu riskant. Falls die Gesellschaften den Pitbullterrier oder Rottweiler dennoch aufnehmen, müssen die Halter oft tiefer in die Tasche greifen. Versicherer wie die DEVK oder Agila versichern alle Rassen zum gleichen Preis. „Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass Kampfhunde kein größeres Risiko darstellen als andere Hunderassen“, heißt es bei Agila.
Sogenannte Deckschäden sind durch die meisten Policen abgesichert. Denn es kann für Herrchen richtig teuer werden, wenn sein ungestümer Mischlingsrüde die reinrassige Pudeldame begattet.
Längst nicht alle Versicherer bieten jedoch einen Schutz bei Mietsachschäden an. Der ist nicht nur für Mieter sinnvoll, sondern auch für Hundehalter, die mit ihrem Liebling viel unterwegs sind. Denn falls Ajax die Hotelzimmertür zerkratzen sollte, kommt die Versicherung für den Schaden auf. Das gilt jedoch nicht, wenn der kleine Schoßhund aus Langeweile Türen und Tapeten in der eigenen Wohnung malträtiert.
Günstige Angebote gibt es bereits für rund 60 Euro im Jahr. Für diesen Betrag erhält man oftmals eine Versicherung, die eine Deckungssumme von 3 Mio. Euro für Personen- und Sachschäden beinhaltet. Auf Leinenzwang bestehen übrigens die wenigsten Versicherer – es sei denn, es handelt sich um einen Kampfhund.
Quelle: Financial Times Deutschland
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