Anders als Versicherer behaupten, spielt das Geschlecht in derAutoversicherung oft keine Rolle
Autofahrerinnen müssten aufgrund des Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu Unisextarifen mit höheren Prämien in der Kfz-Versicherung rechnen, behaupten die Versicherer. Doch das ist offenbar ein reines Hilfsargument der Assekuranz gegen geschlechtsneutrale Verträge. Denn im Markt spielt das Kriterium Geschlecht schon heute kaum eine Rolle. „Es gibt nur noch ganz wenige Kfz-Versicherer, die einen Frauenrabatt anbieten“, sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten.
In der Kfz-Versicherung tobt ein heftiger Preiskampf, die Prämien sind so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht. Und die Preise für eine Autopolice hängen von sehr vielen Kriterien ab, etwa Wagentyp, Baujahr, Wert des Fahrzeugs oder Wohnort. Hinzu kommen Rabatte für Garagenbesitzer, Wenigfahrer oder Bahncard-Inhaber. Zwar zahlen Frauen tatsächlich weniger als Männer – möglicherweise aber deshalb, weil sie kleinere Autos und weniger Kilometer fahren.
Nach Angaben des Onlinevergleichsportals Aspect Online zahlen Männer derzeit im Schnitt 6,2 Prozent mehr als Frauen, wenn sie ein Auto neu zulassen. In der Vollkaskoversicherung sind es sogar 11,6 Prozent. „Nach dem Urteil erwarten wir, dass die geschlechtseinheitlichen Tarife über dem Niveau der bisherigen Frauentarife liegen werden“, sagt Wolfgang Schütz, Vorstand bei Aspect Online.
Ob Frauen künftig tatsächlich allein wegen der Entscheidung des EuGH mehr zahlen müssen, ist aber fraglich. Denn allenfalls bei Fahranfängern unterscheiden die Versicherer noch nach dem Geschlecht. „Fahranfängerinnen unter 25 Jahren fahren günstiger als Männer unter 25 Jahren“, sagt ein Sprecher des zweitgrößten deutsche Autoversicherers HUK-Coburg. Ähnlich äußert sich ein Sprecher von LVM, dem fünftgrößten Autoversicherer. „Nur bei den 18- bis 23-Jährigen gibt es Unterschiede, ansonsten spielt das Geschlecht keine Rolle“, sagt er. Wird eine Kundin 24 Jahre alt, gebe es keinen Unterschied zu einem gleichaltrigen Mann. Auch bei der DEVK und der Allianz-Tochter Ergo spielt das Geschlecht für den Preis schon heute keine Rolle.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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