Drittgrößter Rückversicherer meldet Rekordgewinn trotz hoher Schäden ausKatastrophen
Herbert Fromme , Hannover
In Chile, Haiti und Neuseeland bebt die Erde und richtet schwere Verwüstungen an. In Europa tobt der Sturm „Xynthia“, im Golf von Mexiko kentert die Ölplattform „Deepwater Horizon“. Großschäden finden sich mit 662 Mio. Euro in der Bilanz 2010 der Hannover Rück, verglichen mit 240 Mio. Euro im Jahr 2009.
Die Absicherung ihrer Kunden – Erstversicherer wie Axa oder Generali – gegen Katastrophenschäden ist eines der Hauptgeschäftsfelder der Rückversicherer. Trotzdem kann der drittgrößte Rückversicherer der Welt für das vergangene Jahr erneut einen Rekordgewinn vermelden – insgesamt 749 Mio. Euro nach Steuern, 2,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Aktie schloss bei 41,69 Euro, ein Plus von 1,3 Prozent.
2011 dürfte sich der divergierende Trend fortsetzen: Die Fluten in Australien und das zweite Erdbeben in Neuseeland, das diesmal die Region Christchurch traf, kosten die Hannoveraner nach heutigem Stand zwischen 190 Mio. Euro und 250 Mio. Euro. Dennoch kündet Unternehmenschef Ulrich Wallin ein Ergebnis von rund 650 Mio. Euro für das laufende Jahr an.
Zwei Gründe nannte Wallin für den Gewinnboom trotz Rekordschäden: Die „normalen“ kleinen Schäden fielen deutlich kleiner aus als im Vorjahr. Und der Bundesfinanzhof half. Das oberste Steuergericht urteilte in einem lang laufenden Streit mit den Finanzbehörden über die Besteuerung der irischen Unternehmenstöchter in den Jahren 1993 bis 2001 für die Hannover Rück. Die Folge: Allein 2010 konnte die Gesellschaft 112 Mio. Euro als Gewinn verbuchen. „2011 werden es mindestens weitere 75 Mio. Euro sein“, sagte Wallin. „Die Nachricht der Finanzbehörden kam gestern.“
Für den Hannoveraner Versicherungskonzern Talanx, der knapp über 50 Prozent an der Hannover Rück hält, ist der Rekordgewinn eine sehr gute Nachricht. Schließlich will Talanx an die Börse. Da hilft es ungemein, wenn es der größten Tochter gut geht.
Am Marktumfeld liegt der Rekordgewinn indes nicht. Die Preise seien weiter unter Druck, sagte Wallin. Sein Unternehmen werde deshalb 2011 nur um rund fünf Prozent wachsen, nach 11,2 Prozent im Vorjahr. Man wolle selektiv zulegen. „Insgesamt gibt es erhebliche Überkapazitäten im Markt.“ In Katastrophengebieten stiegen die Preise für Rückversicherung zwar an, nicht aber in anderen Geschäftsfeldern ohne schwere Schäden.
Bei den hohen Gewinnen kann Wallin sich Zukäufe vorstellen – aber nur in der Lebens- und Kranken-Rückversicherung. An der US-Gesellschaft Transamerica Re, die der niederländische Aegon-Konzern zum Verkauf stellt, sei Hannover Rück aber nicht interessiert.
Quelle: Financial Times Deutschland
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