Unternehmen kommen gut durch Solvency-II-Test
Herbert Fromme , Köln
Die europäische Versicherungswirtschaft ist für die Einführung der neuen Aufsichtsregeln gut gerüstet und hat deutlich mehr Kapital, als Solvency II verlangt. Das habe der fünfte und letzte Testlauf ergeben, teilte die EU-Aufsichtsbehörde European Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA) in Frankfurt mit.
Die deutsche Branche ist wenig beeindruckt. Es gebe weiterhin wichtige Großbaustellen bei Solvency II, teilte Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des Branchenverbands GDV, mit. Der Verband verlangt fundamentale Änderungen an den Detailvorschriften, mit denen die EU-Richtlinie ab 2013 umgesetzt werden soll.
Mit Solvency II will die EU einheitliche Kapital- und Aufsichtsregeln einführen. Wer riskante Industrierisiken abdeckt oder in Aktien investiert, benötigt mehr Eigenkapital als ein Versicherer mit einem hohen Bestand an Hausratpolicen und Bundesanleihen. So will die EU verhindern, dass Versicherer pleitegehen und ihre Kunden oder geschädigte Dritte im Regen stehen lassen.
Mit Solvency II führt die EU als Kennzahlen das benötigte Mindestkapital (Minimum Capital Requirement, MCR) und das Solvenzkapital (Solvency Capital Requirement, SCR) ein. Liegt eine Gesellschaft unter dem SCR, erlegt die Aufsicht ihr einen Maßnahmenkatalog auf. Unterschreitet ein Versicherer gar das MCR, übernimmt die Aufsicht die Kontrolle.
Rund 70 Prozent der EU-Versicherer nahmen am fünften Test teil. „Ihr Kapital liegt um 395 Mrd. Euro über dem SCR und um 676 Mrd. Euro über dem MCR“, so EIOPA. Allerdings hätten die Gesellschaften laut Testergebnis unter Solvency II 86 Mrd. Euro weniger überschüssiges Kapital als unter dem bisherigen System Solvency I. Das liege daran, dass sie den Test mit dem Standardrisikomodell der Aufsicht absolvierten und nicht mit maßgeschneiderten internen Modellen. Zudem gebe es Übergangsfristen. „Dann beträgt der Rückgang des überschüssigen Kapitals nur 3 Mrd. Euro oder ein Prozent“, so EIOPA.
Der GDV bleibt dabei, dass die EU andere Methoden für langfristige Verpflichtungen der Lebensversicherung finden müsse. Die bislang geplante Mechanik führe zu starken Schwankungen und „nicht handhabbaren Ergebnissen“. Außerdem will der Verband einfachere Regeln.
Quelle: Financial Times Deutschland
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