Emissionshaus kündigt Verträge der Reederei
Die angeschlagene Bremer Reederei Beluga verliert einen beträchtlichen Teil ihrer Flotte. Die Fonds des Emissionshauses HCI Capital haben mit sofortiger Wirkung alle Verträge mit Beluga gekündigt. Damit fehlen dem Schwergutspezialisten 20 seiner etwa 70 Schiffe. Das Überleben des Marktführers steht damit infrage. „Unser Auftrag ist es, für unsere Fonds und Anleger möglichst schnell eine langfristig tragfähige Lösung zu finden“, sagte eine HCI-Sprecherin. Fonds von HCI und anderen Emissionshäusern haben Schiffe langfristig an Beluga vermietet – das Unternehmen ist aber mit den Zahlungen im Rückstand. Betroffene Fondshäuser und Reeder haben sich in einer Interessengemeinschaft zusammengetan. Die HCI-Schiffe werden künftig von der Hamburger Hammonia Reederei betreut, an der HCI beteiligt ist.
Um Beluga tobt derzeit ein Macht- und Überlebenskampf. Der US-Investor Oaktree greift nach der Mehrheit des Unternehmens. Den Gründer Niels Stolberg hat er beurlaubt, mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn. Oaktree soll sich auch Zugriff auf das Privatvermögen Stolbergs gesichert haben. Das zuständige Landgericht Aurich lehnte eine Auskunft ab.
Auch für Oaktree ist die Vertragskündigung durch HCI ein schwerer Schlag. Die geplante Strategie, die Eigner der Schiffe mit einer Insolvenzandrohung unter Druck zu setzen und zu Zugeständnissen zu zwingen, geht damit nicht auf. „Die Situation hätte man sicher auch anders lösen können, aber dem stand das Verhalten Oaktrees entgegen“, sagte ein Insider. Das Auftreten des Investors, der im Sommer 2010 bei Beluga eingestiegen war, wird von den Geschäftspartnern als extrem arrogant empfunden.
Ob die Anleger der Fonds glimpflich davonkommen, bleibt abzuwarten. Nach Berechnungen der Wirtschaftskanzlei KWAG könnten Investoren von Beluga-Schiffen bis zur Hälfte des eingesetzten Kapitals verlieren, weil die aktuell zu erzielenden Charterraten, also Schiffsmieten, nicht gut sind. Sollten noch mehr der bislang an Beluga vercharterten Schiffe auf den Markt kommen, geraten die Raten weiter unter Druck.
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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