Das neue EU-Aufsichtssystem Solvency II bedroht einer Analystenstudie zufolge die Existenz jedes zweiten deutschen Lebensversicherers. Demnach benötigt die Branche nach dem heutigen Stand des Regelwerks, das 2013 eingeführt werden soll, 19,2 Mrd. Euro an zusätzlichem Kapital. Das hat Versicherungsanalyst Carsten Zielke von der Société Générale errechnet. „Wir glauben, dass sich dann nur für jeden zweiten Versicherer in Deutschland die Lebensversicherung noch lohnt“, sagte Zielke. „Aufgrund des hohen Kostenblocks wäre es besser für die anderen, die Lebensversicherer abzuwickeln.“ Hauptproblem sind laut Zielke die Vorschriften, die schon heute Lebensversicherern die Anlage in Aktien und Immobilien erschweren und Investitionen in Staatsanleihen erleichtern.
„Die Versicherer sind zu stark in Zinstiteln und haben keine gut verteilte Anlagestruktur“, urteilte er. Ohnehin sei Solvency II für die Risikosituation der Lebens- und Krankenversicherer das falsche Modell. „Es destabilisiert mehr, als es stabilisiert.“ Zielke geht jedoch davon aus, dass die EU die Regeln noch ändern wird.
Die Krankenversicherer haben nach seiner Rechnung 5,8 Mrd. Euro zu wenig Kapital, die Sachversicherer 32,1 Mrd. Euro zu viel. Für große Konzerne, die beides anbieten, ist das Problem überschaubar. Doch für kleinere Gruppen, die vor allem die Lebens- oder Krankenversicherung betreiben, könnte die Lage ernst werden. Herbert Fromme
Quelle: Financial Times Deutschland
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