Ratingagentur S&P senkt Ausblick für Bonitätsnote auf „negativ“ // AuchVersicherer und Banken von Herabstufung bedroht
Doris Grass, Frankfurt,
und Herbert Fromme, Köln
Die gewaltigen Kosten für den Wiederaufbau nach dem Erdbeben, dem Tsunami und der Atomkatastrophe könnten Japan eine weitere Verschlechterung seiner Kreditwürdigkeit einbrocken. Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) nahm gestern den Ausblick für die weltweit drittgrößte Volkswirtschaft von „stabil“ auf „negativ“. Das aktuelle Rating beließ S&P unverändert bei „AA-„. Auf diese viertbeste Note und damit eine Stufe unter Spanien hatte S&P das Land erst vor drei Monaten wegen der hohen Verschuldung und fehlender Reformen herabgestuft. Nun droht binnen zwei Jahren eine erneute Senkung, sollte es der Regierung nicht gelingen, die Schuldenprobleme in den Griff zu bekommen. Die Ratingagentur Moody’s behielt gestern ihren negativen Ausblick bei.
S&P schätzt die Kosten für den Wiederaufbau auf bis zu 50 000 Mrd. Yen (mehr als 400 Mrd. Euro). Japans Staatsverschuldung ist mit rund 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts so hoch wie in keinem anderen Industrieland. Die Warnung von S&P dürfte den Druck auf die Regierung deutlich erhöhen, Reformen auf den Weg zu bringen. Finanzminister Yoshihiko Noda sagte, die Regierung werde versuchen, das Vertrauen in Japans Wirtschaft und Finanzen innerhalb und außerhalb des Landes zurückzugewinnen. „Fiskalische Reformen sind etwas, das wir nicht vermeiden können.“ Bei Moody’s erwartet man eine Kombination aus Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen.
S&P nahm gestern auch den Ausblick für zwei japanische Banken, sechs öffentliche Finanzinstitute und acht Versicherer – darunter die Töchter von Allianz und Axa – von „stabil“ auf „negativ“ herunter. „Das liegt am hohen Prozentsatz einheimischer Wertpapiere in ihren Beständen und an der Tatsache, dass ihr Geschäft auf den einheimischen Markt konzentriert ist“, so S&P mit Blick auf die Versicherer. Alle betroffenen Versicherer haben ein „AA-„-Rating. Banken und Versicherer müssen zudem kräftige Verluste auf ihr Aktienengagement beim Betreiber des Atomkraftwerks von Fukushima, Tepco, verdauen.
Schlechtere Ratings bedeuten für Staaten oder Unternehmen höhere Kredit- oder Anleihezinsen. Bei den Versicherern ist zudem das Finanzstärkerating ein zentrales Verkaufsargument für Abschlüsse mit der Industrie und anderen Großkunden, aber auch bei Privaten. Sinkt das Rating, hat das ähnliche Auswirkungen wie ein schlechter Autotest für VW oder BMW.
Quelle: Financial Times Deutschland
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