Zwei junge Hamburger lassen vermögende Investoren ohne Fondshülle in Schiffeinvestieren
Schiffsfonds stehen bei Anlegern nicht eben hoch im Kurs – zu schlecht waren die Nachrichten der vergangenen Jahre. Ausgerechnet jetzt starten zwei junge Hamburger ein neues Konzept. Ihr Ziel: wohlhabende Investoren zu finden, die ihr Geld nicht in ein Schiff, sondern ein Schifffahrtsunternehmen stecken wollen. Das soll auf Dauer mehr Rendite bringen.
Im Oktober gründeten Lucius Bunk und Alexander Tebbe die Firma Auerbach Schifffahrt. Ende März übernahmen sie ihr erstes Schiff. Acht private Geldgeber machten den Kauf über eine Kapitalerhöhung möglich. Für die nächsten Schiffe werden jetzt weitere Investoren gesucht, die jeweils mindestens 500 000 Euro investieren sollen. „Uns ist es wichtig, den persönlichen Kontakt zu haben. Wir sammeln nicht einfach Zeichnungsscheine“, sagt Alexander Tebbe.
Die Investoren werden Kommanditisten bei der Auerbach Schifffahrt GmbH & Co. KG. Auch ansonsten unterscheidet sie momentan noch wenig von den Anlegern eines traditionellen Schiffsfonds. Doch die Zukunft soll anders aussehen. Die beiden Jungmanager haben einen Fünf-Jahres-Plan für das Unternehmen aufgestellt, an dessen Ende Auerbach nicht mehr Schiffe an andere verchartert, sondern selbst die Ladung besorgt und damit Geld verdient. „Aber wir müssen erst einmal die Flotte aufbauen.“ Den Investoren soll das Konzept mehr bringen als ein herkömmlicher Fonds. „Historisch liegen Schifffahrtsrenditen im Mittel bei etwa acht Prozent“, sagt Bunk. „Durch unser Konzept lassen sich für den Investor zweistellige Renditen erzielen.“ Ob die Rechnung tatsächlich aufgeht, ist offen.
Schon einmal wagte sich ein Unternehmen mit einer ähnlichen Idee auf den Markt. 2002 bot Premicon eine Beteiligung an einer mittelständischen Reederei, allerdings in Form des klassischen Fonds. Der Fonds sei bislang gut gelaufen und habe auch die Finanzkrise dank hoher Liquiditätsreserve überstanden, so Vertriebsleiter Daniel Begher. Dass es dennoch bislang keine Nachahmer gab, führt er auf Vorbehalte der Schiffseigner zurück. „Nur wenige Reedereien sind vorausschauend in guten Zeiten dazu bereit, Anteile an ihren Unternehmen abzugeben und Anleger am Erfolg der Reederei zu beteiligen.“
Diese Erfahrung hat auch Martina Hertwig von der Hamburger Wirtschaftsprüfungsgesellschaft TPW gemacht. Deshalb hält die Schifffahrtsexpertin das Konzept für eine „sehr zukunftsorientierte, klare und transparente Form der Schiffsfinanzierung“. Es sei aber weniger für den klassischen Fondsinvestoren gedacht, der sich oft noch als Kapitalanleger verstehe, sondern für Menschen, die wirklich eine unternehmerische Beteiligung suchten.
Tatsächlich ist die Stellung der Investoren bei Auerbach die von Mitunternehmern, die bei strategischen Entscheidungen mitreden sollen, sagen die Gründer. Details wollen sie nicht nennen. Bunk und Tebbe haben sich aber ein signifikantes Mitspracherecht gesichert, damit ihr Konzept in jedem Fall gewahrt bleibt.
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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