Versicherer streicht Weltmarktführung heraus // Japan-Erdbeben gut verkraftet// Sorge wegen Euro-Krise
Herbert Fromme , München
Japan-Erdbeben, Fluten in Australien und Belastungen durch niedrige Zinsen prallen am weltgrößten Versicherer Allianz ab. Das Management um Konzernchef Michael Diekmann sieht den Konzern weiter auf Kurs zum operativen Gewinn von rund 8 Mrd. Euro, den es für 2011 anpeilt.
Sorgen macht der Allianz dagegen eine mögliche Umschuldung von Staatsanleihen Griechenlands, Portugals oder Irlands. Zwar machten die Papiere der drei Länder weniger als ein Prozent des Kapitalanlagevolumens aus, sagte Finanzchef Paul Achleitner. „Aber natürlich würden die Auswirkungen auf den Kapitalmarkt generell sehr dramatisch sein.“ Achleitner verlangte eine „verantwortungsvolle Politik von allen Beteiligten“. Die Allianz fürchtet, dass ihre hohen Milliardenbestände an Staatsanleihen aus anderen Ländern in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn es zur Umstrukturierung der Schulden in einem Land kommt.
Dagegen könne der Konzern Naturkatastrophen leichter verkraften, auch wenn die Schäden mit 750 Mio. Euro in den ersten drei Monaten so hoch waren wie selten zuvor. Davon kostete Japan 320 Mio. Euro – die Hälfte aus der Rückversicherung für Dritte, die andere Hälfte aus der Industrieversicherung. Hier schlagen auch Betriebsunterbrechungen in Europa oder Nordamerika wegen fehlender Teile aus Japan zu Buche.
Der Quartalsgewinn vor Steuern und Sonderfaktoren blieb trotz der Einschläge mit 1,7 Mrd. Euro fast unverändert gegenüber den ersten drei Monaten 2010, als das Erdbeben in Chile die Allianz belastete. Unterm Strich blieben aber nur 900 Mio. Euro übrig, deutlich weniger als die 1,6 Mrd. Euro in 2010. Diekmann sagte, die Allianz habe bewusst weniger Beteiligungen als 2010 verkauft und müsse höhere Steuern zahlen.
Der Konzernchef reagierte auf Kritik von Aktionären, der Konzern stelle sein Licht zu sehr unter den Scheffel, wenn es um die globale Bedeutung gehe. „Das ist guter Stil bei uns“, sagte er. Die Aktionäre dürften jedoch wissen, wo ihr Unternehmen stehe. „Wenn man global die Versicherungswirtschaft sieht, dann sind wir die Nummer eins insgesamt, wir sind die Nummer eins im Schaden- und Unfallgeschäft, wir sind die Nummer drei im Lebens- und Krankenvesicherungsgeschäft“, sagte Diekmann. Die Allianz sei unter anderem auch Nummer zwei im aktiven Asset-Management und Nummer eins in der globalen Kreditversicherung. Auch zum Aktienkurs brachte Diekmann einen Branchenvergleich. Seit 2008 sei die Allianz weltweit der größte Versicherer nach Börsenkapitalisierung. Davor war es der US-Versicherer AIG, der in der Finanzkrise unter die Räder kam.
Mit dem Muskelspiel reagierte Diekmann auch auf Spitzen des Axa-Chefs Henri de Castries, der dem deutschen Rivalen wiederholt vorgeworfen hatte, beim Verkauf der Dresdner Bank an die Commerzbank auf Staatshilfe angewiesen gewesen zu sein. Pointiert äußerte sich Diekmann zu den neuen EU-Eigenkapitalregeln Solvency II. Sie gingen von möglichen Problemen schwacher Versicherer aus. „Die Politik sollte sich nicht an den Schwächsten orientieren, sondern an denen, die das im Kapitalmarkt darstellen können.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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