Restschuldversicherungen bei Konsumentenkrediten helfen nur Banken undVersicherern // Erste Abmahnung
In Großbritannien haben es die Anbieter von Policen zur Absicherung von Krediten ziemlich bunt getrieben. Auf Druck der Finanzaufsicht werden sie Kunden mehrere Milliarden Pfund zurückgeben müssen, die diese an überhöhten Prämien für sogenannte Restschuldversicherungen gezahlt haben.
So etwas wäre auch in Deutschland denkbar, sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten. „Politik und Finanzaufsicht beobachten das Geschäftsfeld genau.“ Denn auch hierzulande gibt es auf diesem Gebiet skandalöse Geschäftspraktiken.
Verbraucherschützer haben die Restschuldversicherungen seit Langem auf dem Kieker. „Die Policen sind extrem teuer“, sagt Andrea Heyer, Finanzexpertin von der Verbraucherzentrale Sachsen. Dabei stoßen nicht die klassischen Policen zur Absicherung von Immobilien auf Kritik, sondern in erster Linie die für Konsumentenkredite in vier- oder fünfstelliger Höhe. Großanbieter auf diesem Feld sind Talanx mit den Töchtern Neue Leben, Targo Versicherung und PB Versicherung sowie öffentlich-rechtliche Versicherer, die etwa unter dem Namen Provinzial auftreten und über die Sparkassen Policen verkaufen.
Der Vorwurf der Verbraucherschützer: Banken und Sparkassen drängen den Kunden beim Abschluss eines Kredits die Policen auf. Sie vermitteln den Kunden das Gefühl, ohne die Police kein Geld zu bekommen. „Solche Koppelgeschäfte sind nicht rechtens“, betont Rudnik. Aber offenbar werden sie im großen Maßstab getätigt. Kunden sollten sich aber nicht drängen und auf jeden Fall die mit einem Abschluss verbundenen Kosten zeigen lassen, sagt Rudnik.
Doch oft werden solche Geschäfte mit dem Argument zum Abschluss gebracht, die Policen dienten der Absicherung gegen Fälle wie Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit. „Aber es gibt so viele Ausschlüsse, und die Bedingungen sind so streng, dass die Versicherer nur in sehr wenigen Fällen zahlen“, sagt Rudnik. Außerdem sei die vorgesehene Leistungsdauer sehr viel kürzer, als den Kunden klar ist.
Doch um Risikoschutz geht es den Finanzinstituten nach Überzeugung der Verbraucherschützer auch gar nicht. Banken und Sparkassen verdienen prächtig am Verkauf der Policen. Sie bekommen hohe Provisionen. Entsprechend aggressiv gehen sie die Kunden an. Bei manchen Instituten brauchen Verbraucher schon für einen Dispokredit die „Absicherung“. „Die Banken haben da überhaupt keine Hemmungen“, sagt Rudnik. Ins Gerede gekommen mit unschönen Geschäftspraktiken ist vor allem die Citibank, die heute Targobank heißt. „Aber das zieht sich durch die ganze Branche“, so Rudnik.
Für die Verbraucherzentralen handelt es sich um „modernen Kreditwucher“. Kunden müssen die Prämie in der Regel als Einmalbeitrag zahlen. Sie liegt oft bei über 25 Prozent der Kreditsumme, in extremen Fällen sogar bei über 30 oder 40 Prozent.
Dabei gibt es den Trend, die ohnehin ungünstigen Bedingungen für die Verbraucher noch weiter zu verschlechtern, berichtet Verbraucherschützerin Heyer. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat den Versicherer Credit Life International abgemahnt, der mit der Santander Consumer Bank Restschuldversicherungen verkauft, die hier Ratenschutzversicherungen heißen. „In der Regel ist der Kunde Versicherungsnehmer“, erklärt Heyer. Hier wird aber die Bank Versicherungsnehmer, der Kunde ist die versicherte Person. „Damit gibt der Kunde wichtige Rechte aus der Hand“, warnt Heyer. Das gelte etwa in Bezug auf die Kündigung. Der Verbraucher sei außerdem über drei Jahre an den Versicherungsvertrag gebunden, und zwar auch dann, wenn er das Darlehen vorzeitig zurückzahlt. Üblich ist, dass Verträge jeden Monat mit einer Frist von zwei Wochen gekündigt werden können. Dann erhält der Kunde die gezahlte Prämie anteilig zurück, was allerdings angesichts der hohen vorweg abgezogenen Kosten meist nicht viel ist.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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