Policen für Schäden an Elektronik-, Elektro- und Gasgeräten zählen zu denjüngsten Produktangeboten der Assekuranz. Versicherungsberater sind skeptisch
Es gibt nicht nur Wutbürger, sondern auch Wutschäden. Das konnten Zuschauer der TV-Sendung „Menschen bei Maischberger“ kürzlich von Versicherungsgutachter Ralph Schweda erfahren. „Da verliert der Lieblings-FC, und aus Ärger wird die Bierflasche gegen den Fernseher geworfen“, erzählte Schweda. In solchen Fällen springt kein Versicherer ein. Wenn aber das Smartphone oder der Laptop durch Bedienfehler und Ungeschicklichkeit zu Bruch geht, verspricht die Assekuranz inzwischen mit Elektronikschutzbriefen Abhilfe.
Der Düsseldorfer Versicherer Arag bewirbt seit Anfang dieses Jahres ein solches Produkt als in dieser Form „einzigartig auf dem deutschen Markt“. Der Konzern bietet seinen Privatkunden an, sämtliche Elektronik-, Elektro- und Gasgeräte zu versichern. Fällt ein Laptop durch ein Missgeschick auf den Boden und ist danach nicht mehr funktionstüchtig, springt der Versicherer ein. Das Angebot, das in ähnlicher Form unter anderem auch von dem Berliner Versicherungsdienstleister Assona angeboten wird, deckt augenscheinlich eine Lücke ab. Denn Hausratversicherer zahlen bei selbst verursachten Schäden nicht.
Versicherungsberater sind jedoch skeptisch. Rüdiger Falken vom Bundesverband der Versicherungsberater weist auf die Vertragsklauseln hin – und dabei vor allem auf die Ausführungen zum Zeitwert. Nach Angaben der Arag erhalten Kunden im Schadenfall bei Geräten, die bis zu zwei Jahre alt sind, den Neuwert erstattet. Bei älteren Geräten wird die Leistung jedoch auf den Zeitwert begrenzt. Die Erfahrung von Rüdiger Falken: Versicherer setzen den Zeitwert sehr niedrig an. Hinzu kommt der schnelle Wertverlust bei elektronischen Geräten. Wer sich einen Flachbildfernseher für 1000 Euro anschafft und seinem Versicherer nach vier Jahren einen Schaden meldet, kann davon ausgehen, dass er für die Begleichung des Schadens nicht mehr als 400 Euro erhält.
Ein weiterer Minuspunkt ist die von den Versicherern oft eingeforderte Selbstbeteiligung. Sie beträgt bei der Arag 50 Euro je Schadenfall, Assona-Kunden müssen zehn Prozent der Kosten selbst übernehmen. Darüber hinaus ist der Versicherungsschutz nicht billig: Ein umfassendes Versicherungspaket kostet bei der Arag 19,90 Euro pro Monat. Auf das Jahr hochgerechnet, fallen zusätzliche Versicherungskosten von über 220 Euro an. Das sei ein zu hoher Preis für den angebotenen Schutz, meint Versicherungsberater Falken. Eine Hausratversicherung, die unter anderem Feuerschäden, Einbruchdiebstahl und Vandalismus abdeckt, sei bereits für rund 100 Euro im Jahr zu haben – und zudem ungleich wichtiger.
Ähnlich kritisch sehen Verbraucherschützer die bei Elektrohändlern beliebten Garantieverlängerungen. Der Extraschutz für technische Geräte ist meist fünf Jahre gültig. Ist das Gerät nach Ablauf der zweijährigen Gewährleistungsfrist defekt, zahlt der Versicherer. In den wenigsten Fällen werden jedoch die Erwartungen der Kunden erfüllt. Anstatt sich ein neues Gerät aus dem Elektromarkt holen zu dürfen, müssen sich die meisten mit einer Entschädigungszahlung zufriedengeben, die im fünften Jahr nur noch 40 Prozent des Kaufpreises beträgt.
Nina Giaramita
Quelle: Financial Times Deutschland
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