Kerngeschäft Rückversicherung wächst // Konzernchef hält an Ergo fest //Halbjahresverlust
Herbert Fromme , München
Chinas Autoversicherer haben ein Problem: Mit dem boomenden Autoverkehr wachsen sie jährlich um 30 Prozent. Doch das hat seinen Preis: Das Kapital, mit dem die Gesellschaften ihr Geschäftsvolumen unterlegen müssen, wird knapp. Munich Re, der größte Rückversicherer der Welt, wittert darin neue Geschäftsmöglichkeiten: „Wir haben 2011 rund 500 Mio. Euro Wachstum allein aus chinesischem Autoversicherungsgeschäft“, sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek. Insgesamt beläuft sich das Geschäftsvolumen in diesem Segment inzwischen auf 1 Mrd. Euro.
Die chinesische Kundschaft trägt 2011 maßgeblich zum Zuwachs im Kerngeschäft Rückversicherung bei. Daneben profitiert Munich Re von der Kapitalknappheit mancher Lebens- und Krankenversicherer. Sie sorgen mit Großverträgen dafür, dass ihre von der Aufsicht geforderten Eigenkapitalquoten noch stimmen.
Im ersten Halbjahr wuchs die Gruppe um satte 15,2 Prozent auf 13,3 Mrd. Euro allein im Geschäftsbereich Rückversicherung. In der Erstversicherung, das ist vor allem Ergo, war der Zuwachs eher mau, hier legte Munich Re im Halbjahr nur um 0,9 Prozent auf 8,9 Mrd. Euro zu.
Die Preise in wichtigen Rückversicherungsmärkten bewegen sich weiter seitwärts. Doch sie steigen dort kräftig an, wo Erdbeben, Tsunamis und Stürme zugeschlagen haben.
„Der Beginn des Jahres war kein guter“, sagte Konzernchef Nikolaus von Bomhard. „Wir hatten einen schweren Start durch die Naturkatastrophen. Und dann wurde es nicht viel besser.“ Munich Re wurde heftig getroffen durch das Erdbeben in Japan, das allein 1,5 Mrd. Euro kostet, sowie Schäden in Australien, Neuseeland und den USA. Danach musste der Konzern mit Skandalen bei der Tochter Ergo fertig werden.
Im ersten Halbjahr verbuchte Munich Re einen Verlust von 210 Mio. Euro nach 1,2 Mrd. Euro Gewinn 2010. „Wir wollen trotz der Naturkatastrophen ein positives Ergebnis für das volle Jahr abliefern“, sagte von Bomhard.
Negativ zu Buche schlugen in der ersten Hälfte auch die griechischen Staatsanleihen: Munich Re schrieb die Anleihen zum 30. Juni ergebniswirksam ab. Das kostete insgesamt 703 Mio. Euro. Ein Teil davon wird durch geringere Steuerzahlungen aufgefangen, einen Teil zahlen die Kunden der Ergo-Lebensversicherer. Für den Konzern bleibt eine Belastung von 125 Mio. Euro. Wird das Hilfspaket für Griechenland umgesetzt wie geplant, würden die Papiere wieder an Wert gewinnen.
Von Bomhard sagte, Munich Re werde auf jeden Fall an Ergo festhalten. Der Düsseldorfer Erstversicherer wird von einer Reihe von Skandalen erschüttert, die von einer Motivierungsreise mit auf Firmenkosten bezahlten Prostituierten bis zur Falschberatung bei der betrieblichen Altersversorgung reichen.
Es sei von größter Bedeutung, dass Munich Re auf zwei Beinen stehe, Ergo werde angesichts der Naturkatastrophenlast für die Mutter 2011 überproportional zum Ergebnis beisteuern, sagte von Bomhard. Fehler müssten schonungslos aufgeklärt werden. „Ich bin mit der Arbeit, die in Düsseldorf geleistet wird, sehr zufrieden“, sagte er. Ergo habe sich vor den Skandalen auf einem guten Weg befunden. „Sie wird ihn konsequent fortsetzen, jetzt erst recht“, sagte von Bomhard.
Quelle: Financial Times Deutschland
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