Fünf weitere US-Versicherer verlieren „AAA“ bei S&P // Bislang keine direktenAuswirkungen für Allianz, Munich Re und Talanx
Herbert Fromme , Köln
Berkshire Hathaway, die Obergesellschaft von Warren Buffetts Imperium und damit der großen Rückversicherer Berkshire Re und Gen Re, muss mit einer Herabstufung seiner bisherigen Bonitätsbewertung von „AA+“ durch die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) rechnen. Die Agentur setzte den Ausblick für Berkshire gestern auf „negativ“, ebenso den von vier weiteren US-Versicherern.
Das habe nichts mit der Einschätzung der Unternehmen selbst zu tun. „Die Verbindung zwischen den Ratings dieser Unternehmen und dem der US-Staatsanleihen könnte zu einer Reduzierung ihrer Finanzstärke führen“, teilte S&P mit. Berkshire hatte bis 2010 sogar ein „AAA“-Rating, verlor es aber nach der Übernahme der Eisenbahngesellschaft Burlington Northern Santa Fe. Sollte Berkshire herabgestuft werden, hätte das Folgen für den umkämpften Rückversicherungsmarkt. Munich Re, der größte Rückversicherer der Welt, hält „AA-“ – ein Wettbewerbsnachteil gegenüber Gen Re mit „AA+“ -, auch wenn Buffett mit mehr als zehn Prozent größter Aktionär der Munich Re ist.
Analog zu den US-Staatsanleihen stufte S&P gestern alle fünf US-Versicherer, die bis dahin ein „AAA“-Rating hatten, auf „AA+“ herab. Das hatte die Agentur bereits vor Wochen für den Fall der US-Herabstufung angekündigt, etwa beim katholischen Versicherungsverein Knights of Columbus. „Das beruht darauf, dass die Knights of Columbus vor allem in den USA aktiv sind, US-Staatsanleihen rund 25 Prozent der Kapitalanlagen ausmachen und 200 Prozent des Kapitals entsprechen“, so S&P.
Die größte Gesellschaft, die von der gestrigen Aktion betroffenen ist, ist die Teachers Insurance and Annuity Association mit 215 Mrd. Dollar an Kapitalanlagen. Außerdem wurden New York Life Insurance, Northwestern Mutual Life und der Spezialist für Armeeangehörige, die United Services Automobile Association, herabgestuft.
Große deutsche Versicherer gaben sich gestern dagegen demonstrativ entspannt angesichts der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA. Weder die Allianz noch Munich Re oder Talanx sehen unmittelbare Folgen für ihre Unternehmen. „Wir beobachten die Entwicklung aufmerksam, aber eine Herabstufung hat zunächst keine direkten Auswirkungen auf unsere Investmentstrategie“, sagte eine Sprecherin der Munich Re. Der weltgrößte Rückversicherer hatte am 30. Juni 2011 US-Staatsanleihen im Wert von umgerechnet 11,2 Mrd. Euro im Bestand, einen Großteil durch US-Töchter.
Deutsche Versicherer müssen auf die Ratingaktion nicht reagieren. Erst bei deutlich schlechteren Bewertungen im „B“-Bereich dürfen sie solche Papiere nicht mehr im gebundenen Vermögen halten, mit dem die Ansprüche der Kunden abgesichert werden. Ohnehin hält die Mehrzahl der deutschen Versicherer keine oder nur sehr wenige US-Anleihen, weil sie das Währungsrisiko fürchten.
Nur die international agierenden Anbieter sind vergleichsweise hoch engagiert. Die Allianz, nach Prämien der größte Versicherer der Welt, hielt Ende 2010 7,1 Mrd. Euro in US-Staatsanleihen, davon 4,9 Mrd. Euro durch die US-Töchter.
Ein Talanx-Sprecher sagte, der Konzern halte vor allem über die Tochter Hannover Rück US-Papiere. Der Rückversicherer hatte Ende Juni 2,3 Mrd. Euro im Bestand, weniger als zehn Prozent der Anlagen.
Die Assekuranzriesen sorgen sich mehr wegen der Euro-Krise, weil ihre Risiken hier deutlich höher sind. Außerdem fürchten sie generell weitere Turbulenzen und leiden unter den niedrigen Zinsen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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