Check24 gibt Verbraucherschützern nach // Hohe Provisionsforderungen derInternet-Preiswächter aufgedeckt
Heinz-Roger Dohms, Frankfurt,
und Herbert Fromme, Köln
Das Münchner Internet-Vergleichsportal Check24 hat gestern nach heftiger Kritik von Verbraucherschützern seine Bedingungen für die Vergleiche von Strom- und Gastarifen verändert.
„Wir hatten mehrere Treffen mit den Verbraucherzentralen und der Stiftung Warentest“, sagte ein Sprecher. Der zunehmende Wettbewerb habe den Druck auf Energieanbieter erhöht, mit immer niedrigeren Preisen zu werben, sagte er. „Dadurch sind einige verbraucherunfreundliche Angebote auf den Markt gekommen.“
Stromtarife mit einem Bonusanteil von mehr als 25 Prozent des Jahresbeitrags versieht Check24 künftig mit einem Warnhinweis oder listet sie nicht mehr. Kautionsforderungen dürfen 200 Euro nicht überschreiten, Pakettarife müssen eine Preisgarantie enthalten, und Anbieter müssen sich verpflichten, vorhersehbare Zusatzkosten früh einzupreisen.
Damit reagiert Check24 auf Kritik, dass Lockvogelangebote am Ende für Kunden oft sehr teuer werden. Vergleichsportale sind für viele Verbraucher ein immer wichtigeres Instrument, um Preise zu vergleichen und einen Anbieterwechsel zu wagen. Dabei verlassen sie sich darauf, dass die Portale objektiv vorgehen und alle wichtigen Anbieter aufführen.
Das ist nach einem Bericht des Wirtschaftsmagazins Capital nicht der Fall. Tatsächlich werden Kunden mit allerlei Tricks dorthin vermittelt, wo für die Portale die höchsten Provisionen herausspringen.
So war der Aufstieg des inzwischen insolventen Stromanbieters Teldafax aus Troisdorf nur dank der Portale möglich. Allein das Portal Verivox lotste 27 500 Verbraucher zu dem Stromanbieter – und kassierte dafür Millionenprovisionen. Auch der bei Verbraucherschützern hoch umstrittene Anbieter Flexstrom ist so ein Fall. Obwohl seine Tarife von der Stiftung Warentest nur mit „ausreichend“ und „mangelhaft“ bewertet wurden, taucht Flexstrom bei Verivox notorisch unter den top fünf auf.
Bei Tagesgeld und Ratenkrediten gibt es ebenfalls große Ungereimtheiten. So hatte ein Portal eine Kreditanfrage eines Kunden ohne Anonymisierung an zwei Dutzend Banken geschickt – mit den entsprechend negativen Schufa-Einträgen, dass der Mann bei allen Banken gleichzeitig einen Kredit beantragt habe.
Nach Capital-Informationen bot die Volkswagen Bank im vergangenen Juli Vergleichsportalen rund 70 Euro für die Vermittlung eines Tagesgeldkunden. Mitte Juli war die Bank bei Toptarif.de, Tagesgeld.org und Vergleich.de ständig auf Platz eins oder zwei. Andere Institute, die auch 2,5 Prozent Zins boten, lagen schlechter oder tauchten nicht auf. Bei Geld.de und Check24 war das VW-Angebot nicht zu finden.
Vergleich.de warb im Juli mit „Tagesgeldkonten bis 4,85 Prozent“. Im Ranking gab es das Angebot nicht – bloß an der Seite als obskures Fremdwährungsangebot in türkischer Lira.
Marktführer Check24, der auf 90 Mio. Euro Umsatz kommt, spürt nicht nur Druck von den Verbraucherschützern. Auch die Autoversicherer wollen sich gegen die Marktmacht wehren. HUK-Coburg, Talanx und WGV haben zusammen den Rivalen Aspect Online gekauft und wollen mit der neuen Marke Transparo.de angreifen, die ohne Tricks auskommen soll. Check24 kommt auf 450 000 Verträge jährlich, Aspect Online bislang auf 80 000. „In drei bis fünf Jahren wollen wir auf Augenhöhe sein“, formulierte HUK-Vorstand Klaus-Jürgen Heitmann den Angriffsplan.
Quelle: Financial Times Deutschland
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