Versicherer zieht Konsequenz aus Scheitern der Billigtarife // MutterGenerali fürchtet Bürgerversicherung
Herbert Fromme , Köln
Die Generali-Tochter Central Krankenversicherung in Köln steht vor einem drastischen Umbau. Nach FTD-Informationen will Deutschlands fünftgrößter privater Krankenversicherer den eigenen Außendienst mit 600 Vertretern schließen. Der Vertrieb über Versicherungsmakler wird ebenfalls fast komplett eingestellt. Von den vier Vorständen würden die 40-jährige Mathematikerin Daniela Rode und der 42-jährige Jurist Friedrich Schmitt das Unternehmen verlassen, hieß es. Es bleiben Vorstandschef Heinz Teuscher, 49, und Vertriebschef Oliver Brüß, 45.
Mit dem harten Einschnitt reagiert der Generali-Konzern auf das Scheitern des Versuchs, mit Billigtarifen hohes Wachstum in der Krankenversicherung zu erreichen. Außerdem bereitet sich das Unternehmen auf die Abschaffung der privaten Kranken-Vollversicherung durch die Politik vor. „In der Konzernspitze herrscht die Überzeugung, dass die obligatorische Bürgerversicherung kaum noch zu verhindern ist“, sagte ein Insider. Für die Privaten bliebe dann das Zusatzgeschäft für Zahnersatz, Einzelzimmer oder Chefarztbehandlung.
Central war in den vergangenen Jahren vor allem mit Billigtarifen gewachsen, die meistens von Selbstständigen abgeschlossen wurden, vom Kioskbesitzer bis zum Lkw-Fahrer mit eigenem Fahrzeug. Die Leistungen dieser Privattarife liegen in der Regel unter dem Niveau der gesetzlichen Krankenkassen.
So wollte das Unternehmen die Flaute bei der Versicherung von besserverdienenden Angestellten überwinden. Das Kalkül: Wer erst einmal im Billigtarif für 150 Euro versichert ist, will seine Absicherung bald verbessern und wechselt in einen regulären – und deutlich teureren – Tarif. Doch das ging schief. Kaum ein Versicherter aus den Billigtarifen wechselte. Stattdessen stellten viele die Beitragszahlungen wegen wirtschaftlicher Probleme ein. Das fällt umso leichter, als der Versicherer bei Notfällen trotzdem zahlen muss.
Im März 2011 löste Konzernchef Dietmar Meister Central-Chef Joachim von Rieth ab und schickte Heinz Teuscher als Sanierer, der schon von 1992 bis 2008 dort arbeitete.
Der Konzern will den Central-Vertretern den Wechsel zu einem anderen Vertrieb anbieten. Dazu zählen der Außendienst Generali Versicherungen in München und die Deutsche Vermögensberatung (DVAG), die mehrheitlich ihrem Gründer Reinfried Pohl gehört.
Dort sollen sich die Vertreter aber nicht mehr auf die Krankenversicherung konzentrieren. Der Schritt ist auch ein Erfolg für Pohl, der den Central-Außendienst als ineffizient kritisiert hatte.
Vorstandschef Teuscher sagte, dass die Auflösung des eigenen Vertriebs noch nicht beschlossen sei. „Wir prüfen die Einstellung des Außendienstes und die Möglichkeit, dass sich die Vermittler für andere Vertriebswege entscheiden können“, sagte er der FTD. Beim Maklervertrieb, der von rund 70 Mitarbeitern betreut wird, sei kein kompletter Verzicht geplant, sagte er. „Doch hier erwarten wir einen scharfen Rückgang im Geschäft.“ Deshalb müssten Kapazitäten angepasst werden.
Das Neugeschäft von Vertretern und Maklern bestand zu 70 Prozent aus dem eingestellten Billigangebot. Außerdem muss die Gesellschaft zum Jahresende ihre Tarife bis zu 20 Prozent anheben. Das macht sie dann vollständig unattraktiv für Makler.
Problem Billigtarife21
Quelle: Financial Times Deutschland
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