Größter Massenguttransporteur vereint drei Tochterfirmen // ChinesischerStaatskonzern erwartet bessere Verhandlungsgrundlage nach Schiffspfändungen
Claudia Wanner, Hongkong, und Patrick Hagen, Köln
Die chinesische Reederei Cosco reagiert mit einem Umbau auf sinkende Preise im Seetransport von Massengütern. Cosco werde die drei bisher separat geführten Firmen für die Verschiffung von Massengütern wie Erz, Getreide oder Kohle in einem Unternehmen zusammenführen, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen Manager des mehrheitlich staatlichen Unternehmens. Es handelt sich um Cosco Bulk Carrier, Cosco Hong Kong Shipping und Qingdao Ocean Shipping. „So können wir unseren Kunden bei Preisverhandlungen künftig einheitlich gegenübertreten“, sagte der Manager.
Der Markt für Massengutfrachter leidet unter hohen Überkapazitäten, die für Druck auf die Preise sorgen. Das gilt insbesondere für Capesize-Frachter. Sie heißen so, weil sie zu groß für den Sueskanal sind und deshalb um das Kap der Guten Hoffnung herumfahren müssen. Typische Capesize-Schiffe können 175 000 Tonnen transportieren.
In den vergangenen Jahren hatten Reeder in großer Zahl Neubauten bestellt, die jetzt auf den Markt kommen. Das Ladungsaufkommen hält mit dem Überangebot nicht Schritt, deshalb fallen die Mieten, im Branchenjargon Charterraten.
Die drei Cosco-Töchter betreiben über 400 Massengutfrachter, das macht den Konzern zum größten Anbieter weltweit. Neben eigenen Schiffen setzt die Gruppe zahlreiche langfristig gemietete Schiffe ein. Der Preisverfall in diesem Geschäft wie auch im Containertransport hat Cosco deutlich zugesetzt. Im ersten Halbjahr fuhr die Reederei einen Verlust von 2,76 Mrd. Yuan (300 Mio. Euro) ein.
Auf das schwierige Umfeld hatte Cosco zunächst sehr eigenwillig reagiert: Der Konzern hatte mindestens drei Eignern die fälligen Charterraten nicht mehr gezahlt. Diese Preise sind in jüngster Zeit drastisch eingebrochen. Während in den Boomtagen 2008 deutlich über 80 000 Dollar Miete am Tag für Capesize-Schiffe fällig wurden, sind die Raten inzwischen auf unter 17 000 Dollar gefallen. Wegen lang laufender Verträge muss Cosco bis zum Achtfachen der aktuellen Marktpreise zahlen – während die Frachtraten, die das Unternehmen von seinen Kunden für die Transporte erhält, im Keller sind.
Cosco hatte zu seinem rabiaten Vorgehen erklärt, das Unternehmen sei nicht in finanzieller Not, sondern strebe nur eine Anpassung der Charter an. Doch als es die Mietzahlungen für Schiffe aussetzte, ließen deren Eigentümer mindestens drei Cosco-eigene Schiffe per Gericht in Singapur und den USA pfänden, um so ihre Forderungen einzutreiben. Mittlerweile hat sich Cosco zumindest mit zwei Eignern geeinigt. Sowohl Dryships aus Griechenland als auch die chinesische Jinhui Shipping bestätigten, die Zusammenarbeit laufe wieder normal. Damit hat Cosco weitere Pfändungen verhindert.
Unklar ist noch, ob die Chinesen sich mit der Forderung nach Preissenkung durchsetzen konnte. Ein durchaus übliches Vorgehen: Die Laufzeit wird verlängert, dafür die Rate reduziert.
Deutsche Reeder zeigten sich unbesorgt. „Wir haben die ,E.R. Brighton` an Cosco verchartert“, sagte Tino Drenger von Nordcapital. „Cosco ist ein verlässlicher Partner und noch nie mit dem Wunsch nach Ratenreduzierungen auf uns zugekommen.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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