Deutsche Institute knüpfen sich säumige Schuldner vor // Zwangsverkäufenehmen zu
Patrick Hagen , Köln
Deutsche Banken erhöhen den Druck auf ihre angeschlagenen Schifffahrtskunden. Die Institute sind immer weniger bereit, Kunden mit Tilgungsstundungen unter die Arme zu greifen. Damit ist es wahrscheinlich, dass es zu einer steigenden Zahl von Zwangsversteigerungen und erzwungenen Verkäufen von Schiffen kommen wird. „Wir schließen nicht aus, dass Marktteilnehmer stärker als bislang zur Verwertung von Schiffen schreiten werden“, sagte Holger Janssen, Leiter der Schiffsfinanzierung bei der deutschen Unicredit, der FTD.
Banken haben aktuell in einigen Fällen bereits die Reißleine gezogen. Der jüngste Fall ist der Tanker „Hellespont Trust“, der dem Dachfonds Shipping Select 28 des Hamburger Fondshauses HCI Capital gehört. Das finanzierende Konsortium unter Führung der Commerzbank lehnt weitere Tilgungsstundungen ab und verlangt, dass der Fonds für das Schiff die Tilgung des Kredits wieder aufnimmt und ausgesetzte Zahlungen nachholt.
„Das kann der Fonds nicht erfüllen“, sagte eine HCI-Sprecherin. Jetzt muss das Schiff verkauft werden, um eine Insolvenz zu vermeiden. Aufseiten der Banken hieß es, der Fonds habe schon vor zwei Jahren umfangreich gestützt werden müssen. Der aktuelle Wert des Schiffes liege weit unter dem valutierten Darlehen.
Banken hatten in den vergangenen Jahren viele Schiffe mit Stundungen über Wasser halten müssen. Oft verlangten sie dafür Nachschüsse der Anleger. „Die Bereitschaft, Tilgungen zu stunden, kann auch für künftige Restrukturierungen nur ein möglicher Baustein sein, der neben den Beiträgen der Gesellschafter und weiterer Beteiligter ein in sich schlüssiges Konzept voraussetzt“, sagte der Vorstandssprecher der Deutschen Schiffsbank, Stefan Otto.
Bislang sei die Zahl der Zwangsversteigerungen noch nicht angestiegen, sagte Otto weiter. Ob dies so bleibe, liege auch an den Anlegern. „Die Entwicklung der Schifffahrtsmärkte und das Verhalten der Marktteilnehmer und Gesellschafter dürfte diese Situation künftig beeinflussen.“
Die Commerzbank und ihre Tochter Deutsche Schiffsbank haben in den letzten Wochen bereits die Versteigerung einer Reihe von Schiffen erwirkt. Darunter sind der Tanker „Marnavi Splendor“ und die Containerschiffe „John Mitchell“ und „Lilly Mitchell“ – alle drei gehören Schiffsfonds. Allerdings bevorzugen die Banken nach wie vor einen geräuschlosen Verkauf von Problemschiffen. Im vergangenen Jahr wurde bereits eine Reihe von Schiffen stillschweigend an andere Reeder übertragen, wenn die Bank das Vertrauen in den ursprünglichen Kreditnehmer verloren hatte.
Ein weiterer Grund für die Nervosität der Banken: Nach drei Jahren Tilgungsstundung müssen sie den Kredit als notleidend (Non-Performing Loan) einstufen. Dafür benötigen sie mehr Eigenkapital. Für eine Reihe von Schiffen werden die drei Jahre bald erreicht. „Wir suchen nach Lösungen unter stärkerer Einbindung der Anleger“, sagte Carsten Wiebers, Leiter Schiffsfinanzierung KfW Ipex. Deutsche Banken sind weltweit führend in der Schiffsfinanzierung. Seit der Krise kehren Privatanleger den Fonds jedoch den Rücken. Das wirkt sich auf die Position der Institute aus. „Deutsche Banken werden im Schiffsfinanzierungsgeschäft erheblich an Einfluss verlieren“, sagt Wiebers. Asiatische, vor allem chinesische, Banken werden davon profitieren, glaubt er.
HCI-Anleger vor Verlust21
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo