Hannover Rück hält kaum Staatsanleihen des Krisenlands // Gewinnrückgangfällt moderat aus
Herbert Fromme , Köln
Der weltweit viertgrößte Rückversicherer Hannover Rück hält an seinem Gewinnziel von mindestens 500 Mio. Euro für 2011 fest. Damit steht das Unternehmen besser da als der große Rivale Munich Re, der am Dienstag angesichts der Finanzkrise keine Vorhersage für das volle Jahr mehr gewagt hatte. Vom Gewinn will Hannover Rück mehr als 40 Prozent als Dividende zahlen. Doch Anleger honorierten die vergleichsweise guten Zahlen aus Hannover nicht: Die Aktie verlor gestern in einem schwachen Markt 2,7 Prozent auf 35,49 Euro.
Hannover Rück gehört zu 50,1 Prozent dem Industrieversicherer Talanx, der Rest ist breit gestreut. Talanx plant seit Jahren seinerseits einen Börsengang, der nach jetzigen Planungen 2012 stattfinden soll. Da sind positive Daten und hohe Dividendenzahlungen der größten Tochter äußerst wichtig.
Zwar wurde auch Hannover Rück im laufenden Jahr von hohen Katastrophenschäden getroffen. Doch litt das Unternehmen weniger unter dem Wertverlust von Aktien und Abschreibungen auf Staatsanleihen als die Konkurrenz. Es hatte sich im Mai vollständig von allen Aktien getrennt – zum zweiten Mal nach einem Radikalausverkauf im Oktober 2008. Auch Griechen-Anleihen haben die Hannoveraner kaum. „Wir sind insgesamt sehr gering in den Peripheriestaaten engagiert“, sagte Finanzchef Roland Vogel.
Im vollen Jahr 2010 hatte Hannover Rück noch 749 Mio. Euro verdient. Der Rückgang auf wohl 500 Mio. Euro im laufenden Jahr hat zwei Gründe: 2010 konnte der Rückversicherer einen Sondergewinn kassieren, weil ein Steuerstreit per Gericht positiv entschieden wurde. Dazu kamen die hohen Belastungen durch das Erdbeben in Japan sowie andere Naturkatastrophen im ersten Halbjahr 2011. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres verdiente die Gesellschaft deshalb 2011 nur 426 Mio. Euro, 2010 waren es noch 654 Mio. Euro gewesen. Der Gewinn wurde durch Verkäufe von älteren Staatsanleihen aus stabilen Ländern gestützt, mit denen Hannover Rück Gewinne realisierte.
Vogel beklagte sich über den niedrigen Aktienkurs. „Unser Eigenkapital ist noch einmal angestiegen und beträgt jetzt 4,7 Mrd. Euro“, sagte er. „Unser Buchwert ist auf einem historischen Hoch und liegt bei 39 Euro pro Aktie.“ Hannover Rück sei heute an der Börse für deutlich unter dem Buchwert zu kaufen. „Finanziell standen wir noch nie so gut da wie heute.“
Da habe die Gesellschaft selbst die 743 Mio. Euro an Katastrohenschäden in den ersten drei Quartalen gut verdauen können. Auch im vierten Quartal wird es zu Belastungen mindestens aus einer großen Katastrophe kommen – der Flut in Thailand. Für eine Schadenschätzung sei es aber viel zu früh, sagte Vogel.
Quelle: Financial Times Deutschland
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