Gemeinschaftsfirma der Sparkassentöchter vor dem Aus // Rückschlag fürFusionsbemühungen
Herbert Fromme , Köln
Drei große Sparkassenversicherer stehen nach FTD-Informationen kurz davor, ein weiteres Gemeinschaftsunternehmen aufzulösen. Die Versicherungskammer Bayern (VKB) in München, die Sparkassenversicherung (SV) in Stuttgart sowie die Provinzial Nordwest in Münster werden die Gesellschaft für angewandte Versicherungs-Informatik (Gavi) in Mannheim auflösen, heißt es in Assekuranzkreisen.
Damit verschwände ein weiteres Gemeinschaftsunternehmen öffentlicher Versicherer. Erst im September hatten Provinzial und SV das baldige Ende ihres Vermögensverwalters verkündet, der rund 40 Mrd. Euro verwaltet. Sie wollen künftig ihre Anlagen wieder selbst betreuen.
Das Ende der Gavi ist ein weiterer Rückschlag für den Versuch von Sparkassenchefs, über Kooperationen ihrer Versicherer Großfusionen der Gesellschaften vorzubereiten. Zuletzt hatten der Münsteraner Sparkassenpräsident Rolf Gerlach und sein Stuttgarter Pendant Heinrich Haasis versucht, auf diesem Weg die Versicherer aus den beiden Städten zusammenzuspannen. Doch das Experiment scheiterte kläglich. Erst lösten die beiden 2008 ihre Softwarefirma unter gegenseitigen Schuldzuweisungen auf, vor zwei Monaten ging der Asset Manager – und jetzt die Gavi.
Der Gavi-Mehrheitsaktionär Versicherungskammer Bayern will allerdings von einem Ende nichts wissen. „Es gibt keinerlei Beschlüsse dazu“, sagte Unternehmenschef Friedrich Schubring-Giese der FTD. Es gebe nur Diskussionen, wie es weitergehe mit der Gavi. „Da die Verträge bis 2015 beschränkt sind, ergibt das auch Sinn“, sagte er. Doch nach FTD-Informationen soll der IT-Dienstleister schon 2013 aufgelöst werden.
Schubring-Giese könnte sich aus gutem Grund vorsichtig äußern. Zwar wird ein Ende der Gavi kaum Arbeitsplätze kosten, weil die rund 500 Mitarbeiter weiter im Verbund gebraucht werden. Doch gibt es offenbar noch keine Vereinbarungen mit den Betriebsräten über die Änderungen.
Die Gavi war 2002 gegründet worden und hält Anwendungsinformatik und Rechenzentrumskapazität vor. Die Versicherungskammer in München, der größte Sparkassenversicherer der Republik, besitzt 54 Prozent der Anteile, Stuttgart und Münster jeweils 23 Prozent.
Jetzt wollen die Münsteraner die Anwendungsinformatik wieder ins eigene Haus holen. Das fachspezifische Wissen soll so im eigenen Unternehmen bleiben, um bei Marktveränderungen schnell reagieren zu können, sagte ein Manager.
Bei den reinen Rechenzentren wollen alle drei Gavi-Gesellschaften enger mit den Finanzinformatik-Technologieservices der Sparkassen kooperieren, die auch einen Teil der Gavi-Mitarbeiter übernehmen könnte.
Quelle: Financial Times Deutschland
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