Bis Ende November tobt die Schlacht um wechselwillige Kunden in derAutoversicherung. So lange fetzen sich HUK-Coburg und das VergleichsportalCheck24 mit allen juristischen Mitteln
Herbert Fromme , Köln
Der Kampf um Onlinekunden in der Autoversicherung wird zum Arbeitsbeschaffungsprogramm für Anwaltskanzleien. So beharkt sich Check24, der Marktführer bei den Onlineportalen, vor Gericht mit HUK-Coburg, dem größten Autoversicherer. Involviert in die Reibereien ist auch das Preisvergleichsportal Transparo, das mehrheitlich HUK-Coburg gehört.
Check24 hatte am 10. November eine einstweilige Verfügung gegen die unliebsame Konkurrenz von Transparo erwirkt: In der Fernsehwerbung von Transparo werde behauptet, viele der Topangebote bei Transparo finde man nicht auf anderen Vergleichsplattformen. Begründung: Die HUK-Coburg-Tarife gebe es nun einmal nur bei Transparo.
Foulspiel, rief Check24. Dem Kunden werde so vorgegaukelt, bei Transparo gebe es generell günstigere Angebote als anderswo. Prompt erwirkte Check24 eine einstweilige Verfügung gegen Transparo und die Fernsehsender. Transparo lieferte daraufhin eine entschärfte Version des Filmchens.
Das Lager HUK-Coburg/Transparo holzte umgehend zurück mit einer Abmahnung für Check24: „Am Freitag um 17.55 Uhr kam bei uns eine Abmahnung mit einer Frist von Montag, 11 Uhr, an“, empört sich Check24-Chef Henrich Blase. Check24 dürfe nicht weiter mit einer „Tiefstpreisgarantie“ im Fernsehen werben.
Gestern entschied das Kammergericht in Berlin: Check24 muss künftig bei Verwendung des Wortes Tiefstpreisgarantie erklären, was das ist. „Das heißt, dass der von uns angebotene Tarif einer Gesellschaft nirgendwo sonst billiger angeboten wird“, sagt Blase. Was sonst. Jetzt will er der Fernsehwerbung einen erklärenden Satz hinzufügen.
Umgekehrt wirbt auch Transparo mit einer Tiefstpreisgarantie, aber nicht im Fernsehen, sondern nur online und mit Erläuterung. Ein vorläufiges Ende der Schlacht ist in Sicht: Die meisten Autohalter können bis Ende November kündigen und zu einem anderen Anbieter wechseln. Seit Jahren liefern sich die Versicherer im Oktober und November einen erbitterten Preiskampf, angeheizt von den Vergleichsportalen im Internet.
Es geht um viel: Check24 hat 2010 mehr als 450 000 Verträge vermittelt, gegen Provision von rund 80 Euro pro Vertrag. HUK-Coburg sieht sein Geschäftsmodell des Direktvertriebs in Gefahr, wenn die Kunden nicht mehr auf die eigene Website gehen, sondern auf die von Check24. Zusammen mit den Versicherern Talanx und WGV ist HUK-Coburg daher mit dem rivalisierenden Portal Transparo angetreten, das aber mit unter 80 000 Verträgen weit hinter Check24 liegt. HUK-Coburg behauptet, sie wollen ein Monopol von Check24 verhindern. Check24 kontert, HUK wolle Onlineplattformen diskreditieren, damit die Kunden auf ihre Website gehen.
Das Datum des Rückspiels in dieser juristischen Auseinandersetzung steht auch schon fest: November 2012.
Quelle: Financial Times Deutschland
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