Vertrieb kündigt Sonderdividende an // Sparprogramm belastet Ergebnis undreguläre Ausschüttung
Herbert Fromme
und Reinhard Hönighaus, Wiesloch
Der börsennotierte Finanzvertrieb MLP will seine Aktionäre mit einer Sonderdividende beglücken. „Wir haben eine überschüssige Liquidität von 40 Mio. bis 50 Mio. Euro“, sagte Vorstandschef Uwe Schroeder-Wildberg der FTD. Über die Ausschüttung werde MLP entweder noch im Dezember oder Anfang 2012 entscheiden.
Damit beugt MLP der Enttäuschung bei Anlegern vor. Denn der Jahresgewinn und die reguläre Dividende dürften für 2011 deutlich niedriger ausfallen als gewohnt. 2010 erhielten die Anteilseigner 32 Mio. Euro. Das Kostensenkungsprogramm belastet die Zahlen 2011 aber einmalig mit 30 Mio. Euro und wird den größten Teil des Gewinns aufzehren. Ab Ende 2012 will MLP jährlich 30 Mio. Euro einsparen. Bei insgesamt 1700 Angestellten wurden 110 Stellen abgebaut.
Dem Aktienkurs kann die Sonderdividende nur guttun. Die im Kleinwerteindex SDAX gelisteten MLP-Papiere werden bei weniger als 5 Euro gehandelt. Vor fünf Jahren waren es noch 18 Euro, vor zehn Jahren mehr als 120 Euro. Damals war MLP sogar kurzzeitig Mitglied im Auswahlindex DAX.
MLP ist in keiner einfachen Lage. Seit 2007 fällt der Umsatz, den es mit der Vermittlung von Versicherungen, Fonds und anderen Finanzangeboten erzielt. Die Zahl der Handelsvertreter stagniert bei 2160. „Wir haben ein klares Programm: niedrigere Kosten, höherer Umsatz und die Trendwende bei der Beraterzahl“, sagte Schroeder-Wildberg.
Bei den Bestandskunden „liegt der Schwerpunkt in der dauerhaften Erhaltung der Beziehung“, sagte er. Dabei sei die Qualität der Beratung entscheidend. Hier habe MLP einen großen Vorteil gegenüber anderen Vertrieben und Versicherern – auch bei schärferen Vorschriften aus Brüssel und Berlin zu Beratung und Provisionen. „Auch damit können wir überleben“, sagte Schroeder-Wildberg. Er erwartet bei Versicherern und Vertrieben einen deutlichen Konsolidierungsprozess.
Die aktuelle Krise führt laut Schroeder-Wildberg zur Zurückhaltung beim Kauf von Lebensversicherungen, dem größten Umsatzbringer. „Die Kunden haben viele Fragen zur Zukunft des Euro, zur möglichen Inflation und anderen Krisenfolgen“, sagte der MLP-Chef. Allerdings gebe es eine spürbare Belebung des Geschäfts im vierten Quartal.
Wachstum erzielte MLP in den vergangenen beiden Jahren vor allem mit der privaten Krankenversicherung (PKV) – und ausgerechnet hier deckelt der Gesetzgeber die Abschlussprovisionen ab 2012 auf neun Monatsbeiträge. Gleichzeitig müssen Vermittler fünf Jahre lang für ihre Provision haften, wenn der Kunde kündigt. „Diese Stornohaftung haben wir immer für sinnvoll gehalten“, sagte Schroeder-Wildberg. Die Provisionsdeckelung sei fragwürdig, weil sie einen Eingriff in den Preisbildungsmechanismus darstelle. Heute dürfte MLP zwölf Monatsbeiträge und mehr kassieren.
Das wird ab 2012 nicht mehr gehen. Trotzdem erwartet MLP keinen massiven Rückgang des PKV-Umsatzes. „Wir gehen davon aus, dass eine Verschiebung in Bestandskomponenten stattfindet.“ Mit Bestandsprovisionen – meistens rund zwei Prozent der Beiträge – vergüten PKV-Unternehmen die Betreuung von Kunden während der Vertragslaufzeit. Schroeder-Wildberg sieht die Erhöhung der Bestandsprovision nicht als Umgehung der Deckelung. „Entscheidend ist die gute Beratung auch während der Laufzeit, die liefern wir.“
Vom 2006 übernommenen Bad Homburger Finanzberater Feri Finance erwartet Schroeder-Wildberg nach einem Managementwechsel im Frühjahr rasch bessere Ergebnisse. 2010 hatte Feri Finance einen Bilanzgewinn von 4 Mio. Euro vorweisen können, 2009 nur 1,5 Mio. Euro. „Wenn Sie mich 2006 bei der Feri-Übernahme gefragt hätten, liegt dieses Ergebnis sicher unter den Erwartungen“, sagte er. Aber der gesamte Markt sei von der Krise betroffen. „In diesem Umfeld ist es bedeutend schwieriger, hohe Gebühren in Bezug auf die Wertentwicklung zu erzielen. Aber ich bin überzeugt, dass wir nun signifikante Schritte nach vorn gehen.“
Im Mai hatte MLP den langjährigen Feri-Chef Michael Stammler durch Arnd Thorn ersetzt. Schroeder-Wildberg sagte, er sehe keinen Grund, eine Abschreibung auf den Kaufpreis von 100 Mio. Euro vorzunehmen. Feri berät 200 vermögende private sowie 100 institutionelle Anleger bei Investmententscheidungen. Im Research- und Ratinggeschäft als zweitem Standbein bedient Feri 900 Kunden.
Quelle: Financial Times Deutschland
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