Die privaten Krankenversicherer werkeln an vielen Baustellen
Ilse Schlingensiepen , Köln
Entscheidungen über die künftige Organisation der Krankenversicherung werden wohl erst nach der Bundestagswahl 2013 fallen. Die Debatte über die Bürgerversicherung könnte aber bereits 2012 das Geschäft der privaten Krankenversicherer (PKV) beeinträchtigen. „Es entsteht der Eindruck, dass die PKV keine große Überlebenswahrscheinlichkeit hat“, sagt Thomas Drabinski, Leiter des Kieler Instituts für Mikrodaten-Analyse.
Die Folge: Vor dem Kauf einer privaten Vollversicherung werden viele Interessenten erst einmal abwarten.
Nicht nur das schwierige Marktumfeld stellt die Unternehmen vor Herausforderungen. Ab 1. April 2012 sind die Provisionen in der PKV gesetzlich begrenzt. Versuchen Vertriebe und Unternehmen in nennenswertem Ausmaß, die Regelung zu umgehen, wird sich die Politik das nicht lange ansehen und zu noch härteren Regulationsmaßnahmen greifen, fürchten viele PKV-Manager. Der Branche stehen also harte interne Auseinandersetzungen bevor.
Mit einer Qualitätsoffensive will die PKV das durch Billigpolicen angekratzte Image aufpolieren. Handlungsbedarf besteht auch bei der Prämienkalkulation. „Die Tarife müssen so kalkuliert werden, dass kontinuierliche Erhöhungen nicht mehr oder nur noch in geringerem Maß notwendig werden“, sagt Gesundheitsökonom Drabinski. Gerade bei den Alterungsrückstellungen hätten viele Unternehmen Nachholbedarf. An dieser Front kommen sie zudem durch das anhaltende Niedrigzinsniveau unter Druck.
„Die Branche wird versuchen, Fehler der Vergangenheit zu korrigieren, um der Politik zeigen zu können: Wir sind handlungs- und wandlungsfähig“, erwartet er.
Quelle: Financial Times Deutschland
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