Versicherer Fondiaria in schwerer See

Gesellschaft braucht dringend Geld wegen hohen Verlusts

Herbert Fromme , Köln

Die Aktie des großen italienischen Versicherers Fondiaria ist gestern um mehr als sieben Prozent auf 66 Cent eingebrochen und damit auf ein historisches Tief gesunken. Das Unternehmen hatte am Wochenende mitgeteilt, dass es einen Verlust von 925 Mio. Euro für 2011 erwartet – viermal mehr als von Analysten erwartet worden war – und eine Kapitalerhöhung von 750 Mio. Euro benötigt. Ohne frisches Geld kann Fondiaria das von der Aufsicht geforderte Eigenkapital nicht vorweisen. Fondiaria hatte bereits im Sommer 450 Mio. Euro bei Aktionären eingesammelt. Das Unternehmen kommt auf 14 Mrd. Euro Umsatz.

Neben der französischen Groupama ist Fondiaria der zweite europäische Versicherer, der unter der Last der Krisenfolgen zu zerbrechen droht. Das Unternehmen hatte vergleichsweise hohe Bestände an griechischen Staatsanleihen, auf das es bereits in den ersten neun Monaten 50 Mio. Euro abschreiben musste. Die Hauptbelastung bei den Kapitalanlagen stammt aus dem hohen Engagement im italienischen Finanzsektor sowie in Aktien und Immobilien, in denen der Versicherer rund ein Fünftel der Anlagen hält. Die Gesamtabschreibungen belaufen sich 2011 auf 350 Mio. Euro, teilte Fondiaria mit.

Außerdem hatte die vor allem in der Autoversicherung aktive Gesellschaft in der Vergangenheit die Schadenreserven sehr knapp kalkuliert und muss jetzt satte 660 Mio. Euro nachschießen.

Bereits 2010 hatte Fondiaria einen hohen Verlust eingefahren, damals von 751 Mio. Euro. Jetzt haben die Banken die Geduld verloren. Vor allem Unicredit und Mediobanca verlangen Taten. Mediobanca wird auch die Kapitalerhöhung arrangieren. Die Familie Ligresti, die bislang 36 Prozent der Aktien hielt, kann die Erhöhung nicht mittragen. Ihr Anteil wird auf zehn Prozent sinken. Die stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende Giulia Maria Ligresti trat am Wochenende zurück.

Jetzt versucht das Unternehmen, auch durch den Verkauf von Immobilien und Beteiligungen Geld ins Haus zu bekommen. Unter anderem steht der Anteil von 30 Prozent am Baukonzern Impregilo zum Verkauf. Fondiaria hat seit Mitte November das für einen Versicherer schlechte Rating von „BB+“ bei Standard & Poor’s. Eine weitere Absenkung ist wahrscheinlich.

Quelle: Financial Times Deutschland

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