Talanx setzt sich in Polen gegen Konkurrenten durch

Versicherer kauft Warta // Kaum Hilfe für Börsengang

Herbert Fromme , Köln

Der Hannoveraner Versicherer Talanx hat für 770 Mio. Euro die polnische Warta-Gruppe vom belgischen Finanzkonzern KBC gekauft. Das teilte Talanx Ende vergangener Woche mit. Damit ist das Unternehmen die Nummer zwei im polnischen Versicherungsmarkt mit einem Anteil von 19 Prozent. Talanx will 30 Prozent von Warta an seinen japanischen Partner Meiji Yasuda Life weitergeben.

Polen gilt als der attraktivste osteuropäische Markt – wegen seiner Größe und der vergleichsweise fortgeschrittenen Entwicklung. Warta kommt auf jährliche Prämieneinnahmen von 1 Mrd. Euro, davon 560 Mio. Euro in der Lebensversicherung und 443 Mio. Euro in der Schadenversicherung, und war damit ein bedeutendes Übernahmeziel. Entsprechend hart war die Konkurrenz. Talanx setzte sich zuletzt gegen Vienna Insurance und Generali durch.

KBC musste Warta verkaufen, weil das Unternehmen in der Finanzkrise Staatshilfe erhalten hatte und die EU-Kommission entsprechende Auflagen machte. Damit zeigt sich die Krise erneut als Konsolidierungsmotor. Der Trend wird weitergehen: So soll Fondiaria in Italien mit einer Fusion gerettet werden, die Pariser Groupama muss Konzernteile verkaufen.

Die Warta-Übernahme sorgte für Spekulationen, Talanx komme damit dem seit Dezember 1997 angekündigten Börsengang näher – weil das Unternehmen jetzt erklären kann, wofür es das Geld von Aktionären verwenden will. Die Übernahme wurde mit Hilfe einer Kreditlinie gestemmt.

Jedoch kann Talanx zurzeit kaum mit hohen Zuflüssen rechnen. Das Unternehmen hat 5,3 Mrd. Euro Eigenkapital, ohne die Anteile der Minderheitsaktionäre bei der Tochter Hannover Rück. Von dieser Summe sollen zunächst höchstens 30 Prozent an die Börse. Zurzeit werden Versicherer mit 80 Prozent ihres Buchwerts gehandelt, zudem sind bei Börsengängen weitere Abschläge von 15 Prozent bis 20 Prozent üblich, damit die Erstaktionäre auf einen Kursanstieg setzen können. Im heutigen Umfeld brächte der Schritt also nur rund 1,2 Mrd. Euro.

Quelle: Financial Times Deutschland

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