Ein insolventer Schiffsfonds will seine zwangsversteigerten Schiffe wiederzurückkaufen. Der Coup ist riskant
Patrick Hagen und Katrin Berkenkopf
Der Schiffsfonds DS 111 des Dortmunder Initiators Dr. Peters ist pleite, die beiden Schiffe, die er besaß, wurden zwangsversteigert. Jetzt sollen Anleger erstmals die Möglichkeit bekommen, verlorene Schiffe zurückzukaufen und so ihre Verluste zu minimieren. Bisher bedeutete eine Fondsinsolvenz für die Anleger in der Regel den Totalverlust. Das will Dr. Peters verhindern. Damit der Rückkauf klappt, müssen die Anteilseigner des Fonds jedoch frisches Geld nachschießen – 12 Mio. Euro werden gebraucht. Bislang haben Anleger rund die Hälfte zugesagt, heißt es bei Dr. Peters.
Der 2005 aufgelegte Fonds, der die beiden Tanker „DS Performer“ und „DS Power“ besaß, wurde ein Opfer der Schifffahrtskrise und musste im vergangenen Oktober Insolvenz anmelden. Die finanzierenden Banken Commerzbank und Nordea hatten einen Antrag abgelehnt, fällige Tilgungszahlungen zu stunden. Der Grund dafür war offenbar ein Konflikt zwischen den Banken. Während die Commerzbank bereit war, einer Stundung zuzustimmen, war Nordea strikt dagegen, berichten Beteiligte. Im Dezember wurden die beiden Schiffe schließlich zwangsversteigert.
Der Dr.-Peters-Fonds ist kein Einzelfall. Nach Zahlen des Analysehauses Deutsche Fondsresearch (DFR) befinden sich insgesamt 221 Schiffsfonds in der Sanierung, bei 64 Beteiligungen besteht die begründete Gefahr, dass sie in Schwierigkeiten kommen. In acht Fällen kam es DFR zufolge bereits zur Insolvenz. Die tatsächliche Zahl sei sogar noch höher, berichten Marktkenner, da DFR nur einen Teil der existierenden Schiffsbeteiligungen erfasst.
Für die Rettungsaktion will Dr. Peters zunächst eine neue Fondsgesellschaft gründen. Sie kauft die Schiffe an und bekommt dafür einen neuen Kredit der Commerzbank. Der neue Fonds soll dann so viel Geld verdienen, dass die Anleger damit einen Teil der Verluste aus der Fondspleite ausgleichen können. Das ganze funktioniert nur, weil die Schiffe bei der Versteigerung von einer Zweckgesellschaft mit Rückendeckung der Commerzbank erworben wurden. Der Kaufpreis betrug je 15 Mio. Dollar – zu wenig, um das noch ausstehende Darlehen komplett abzudecken. Die Commerzbank kommentiert das nicht.
Rechnerisch muss jeder Anleger 27 Prozent seiner ursprünglichen Einlage nachschießen. Wenn alles nach Plan läuft, bekommen sie dafür nach sieben Jahren 65 Prozent ihrer Gesamtanlage zurück. Um in die Gewinnzone zu kommen, müssten sie deutlich mehr hinlegen.
„Wenn die Summe nicht vollständig durch Altanleger aufgebracht wird, werden wir auch externe Investoren einbinden“, sagt der Sprecher des Emissionshauses: „Unser Ansinnen ist aber, dass so viele Altanleger wie möglich mitmachen.“
Investoren, die sich nicht beteiligen, droht weiterhin der Totalverlust. „Demgegenüber müssen Gesellschafter, die keinen Neukapitalbetrag übernehmen, mit einer erheblichen Verwässerung ihrer Beteiligung und mit einem nahezu vollständigen Verlust des Altkapitals rechnen“, heißt es entsprechend drohend in einem Schreiben der Dr.-Peters-Tochter GVT an die Anleger, das der FTD vorliegt. Aber auch für Anleger, die mitmachen, birgt das Konzept Risiken.
Spielen die volatilen Tankermärkte nicht mit, ist im schlimmsten Fall nicht nur die ursprüngliche Anlage verloren, sondern auch das frische Kapital. Dr. Peters glaubt, dass der neue Fonds gute Chancen auf dem Markt hat, weil er die Schiffe zu einem günstigen Preis kaufen kann. Der Initiator rechnet mit 16 Mio. Dollar je Schiff. Zurzeit sind die Aussichten für Tanker aber eher trübe. Das liegt vor allem daran, dass es zu viele Schiffe gibt. „Unserer Meinung nach werden die Tanker bis weit ins Jahr 2013 hinein in schwerer See fahren“, heißt es in einer Marktanalyse der HSH Nordbank.
Während zunächst vor allem Fonds mit Containerschiffen Probleme bekamen, hat sich inzwischen die Zahl notleidender Tanker deutlich erhöht, beobachtet auch DFR-Geschäftsführer Nils Lorentzen. Experten erwarten eine weitere Sanierungswelle bei Schiffsfonds, auch wenn es im Markt noch relativ ruhig ist. „Bislang herrscht eine Art Schockstarre“, sagt Lorentzen: „Erst langsam kommen die Fonds aus der Deckung und sprechen die Anleger erneut wegen frischen Kapitals an.“ Lorentzen erwartet, dass die sogenannten Schnäppchenfonds diesmal wohl als Investoren ausfallen; sie wollten von Problemfällen profitieren: „Von den Opportunisten ist wenig zu sehen. Die können aufgrund der extremen Verunsicherung der Anleger auch kein Geld mehr einsammeln.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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