Gewinnbeteiligung von Versicherern weiter im Sinkflug // Auch dieBeitragsrenditen künftig magerer
Anja Krüger und Herbert Fromme
Die Lebensversicherer werden auch für 2013 die Verzinsung für ihre Kunden senken. Davon geht die Kölner Ratingagentur Assekurata aus. „Wir glauben, dass das Kapitalmarktumfeld so volatil ist, dass mit einer weiteren Senkung der laufenden Überschussbeteiligung zu rechnen ist“, sagte Geschäftsführer Reiner Will.
Bereits für 2012 haben die Versicherer die Gewinnbeteiligung für Kunden auf ein historisches Tief gedrückt. „Die laufende Verzinsung ist im Marktschnitt von 4,09 Prozent auf 3,94 Prozent gefallen“, sagte Will.
Diese Verzinsung gewähren die Versicherer auf den Sparanteil der Prämien, der im Schnitt rund 80 Prozent der gezahlten Beiträge beträgt, aber von Gesellschaft zu Gesellschaft stark schwanken kann. Der Rest geht für Vertrieb, Verwaltung und Risikoschutz drauf. Die Versicherer müssen die Verzinsung jeden Winter für das kommende Jahr festlegen.
Die rückläufigen Gutschriften spiegeln die Kapitalmarktentwicklung wider, vor allem die niedrigen Kapitalmarktzinsen. Die Lebensversicherer sind aufgrund strikter aufsichtsrechtlicher Vorschriften gezwungen, den größten Teil ihres Kapitals in festverzinsliche und als sicher geltende Anlagen zu investieren. Staatsanleihen und Bankschuldverschreibungen machen den größten Teil aus. Die Gesellschaften haben weniger als drei Prozent ihrer Kapitalanlagen in Aktien und profitieren somit wenig von den aktuell steigenden Kursen.
Die Assekurata-Daten betreffen nur die konventionellen Lebensversicherungen. Bei fondsgebundenen Verträgen trägt der Anleger den größten Teil des Kapitalmarktrisikos.
Ein Teil der laufenden Verzinsung ist garantiert. Der Gesetzgeber legt fest, wie hoch die Garantie maximal sein darf. Die beim Vertragsabschluss gegebene Zusage gilt für die gesamte Vertragslaufzeit. Für die seit dem 1. Januar 2012 abgeschlossenen Verträge liegt der Garantiezins bei 1,75 Prozent, ebenfalls ein historisches Tief. Bis Jahresende 2011 waren es noch 2,25 Prozent. Bei zwischen Juli 1994 und 2000 abgeschlossenen Policen betrug die Garantie vier Prozent. Dieser Zins muss immer noch mindestens gutgeschrieben werden – das bereitet vielen Anbietern Probleme.
Die Überschussbeteiligung wird dem Kunden jährlich gutgeschrieben. Solange der Versicherer nicht am Abgrund steht, kann sie dem Kunden nicht mehr genommen werden. Daneben erhält er bei Vertragsende, so es die finanzielle Lage des Versicherers zulässt, eine weitere Gewinnbeteiligung: den Schlussüberschuss und seinen Anteil an den stillen Reserven. Das ist die Differenz von Buch- und Marktwert bei Wertpapieren. Alles zusammen ergibt die Gesamtverzinsung des Sparanteils. Sie ist von 5,03 Prozent 2010 auf 4,75 Prozent gefallen.
Weil es bei der Gesamtverzinsung so viel Intransparenz gibt, errechnet Assekurata auch die Beitragsrendite. Ein Beispiel: Der Kunde zahlt über zwölf Jahre 72 000 Euro an Beiträgen. Wie verzinst sich diese Summe? Welche Rendite ist garantiert? Die schlechte Nachricht: Die Garantie ist bei Neuverträgen über zwölf Jahre nicht viel wert. Die 1,75 Prozent bedeuten in vielen Fällen nicht einmal den Erhalt der eingezahlten Summen, wenn man die „Garantie“ auf die gesamten gezahlten Beiträge bezieht.
Etwas positiver sieht es bei länger laufenden Verträgen aus. Schließt ein 35-Jähriger eine Rentenversicherung über mindestens 25 Jahre ab, liegt die Garantie auf den Beitrag bei 0,92 Prozent, hat Assekurata errechnet. Vor der Absenkung des Garantiezinses zum 1. Januar 2012 waren es 1,39 Prozent. Unter Berücksichtigung der nicht garantierten aktuellen Verzinsung ergibt sich für diesen Beispielkunden eine Beitragsrendite von 3,66 Prozent.
Assekurata-Mann Will hält Lebensversicherungen trotz des Negativtrends nach wie vor für eine gute Anlage – allerdings in erster Linie unter Sicherheitsaspekten und nicht wegen der Rendite.
Quelle: Financial Times Deutschland
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