Versicherer und Kaufmännische Krankenkasse Hannover gehen wieder getrennteWege // Erwartungen enttäuscht
Ilse Schlingensiepen , Köln
In der Krankenversicherung ist ein ambitioniertes Projekt gescheitert. Die gesetzliche Krankenkasse KKH-Allianz und die Allianz Private Krankenversicherung stellen zum Ende des Jahres ihre Zusammenarbeit ein. Beide verwiesen gestern auf schwierige politische Rahmenbedingungen.
Die Kaufmännische Krankenkasse Hannover (KKH) hatte zum 1. April 2009 mit der vergleichsweise kleinen Betriebskrankenkasse der Allianz fusioniert. Zusammenschlüsse zweier Kassen sind nicht ungewöhnlich, ebenso wenig wie Kooperationen zwischen gesetzlichen (GKV) und privaten Krankenversicherern (PKV). Ungewöhnlich war in diesem Fall aber die enge Anlehnung der neuen Kasse an den privaten Partner. Die Zusammenarbeit sollte sich nicht auf die Vermittlung von Allianz-Zusatzversicherungen beschränken. Die beiden Unternehmen wollten auch bei der Rechnungs- und der Leistungskontrolle zusammenarbeiten und gemeinsame Versorgungskonzepte für ihre Versicherten entwickeln. Damit wollten sie sich auf eine Zeit vorbereiten, in der die Grenzen zwischen GKV und PKV offener werden oder ganz fallen. Die Hoffnung, dass die Politik solche gemeinsamen Aktivitäten erleichtert, haben sich bislang aber nicht erfüllt.
„Die Idee war gut, aber aufgrund der schwieriger gewordenen politischen Rahmenbedingungen konnten wir sie nicht wie gewünscht umsetzen“, sagte eine Sprecherin der KKH-Allianz. Die Kasse mit 1,8 Millionen Versicherten will sich nun einen neuen privaten Partner suchen. „Dabei wird es um eine ganz normale Vertriebskooperation gehen und nicht um so ambitionierte Ziele wie eine Verzahnung“, sagte die Sprecherin. Fest steht, dass die Kasse ab 1. Januar 2013 einen neuen Namen bekommen wird, der Bestandteil „Allianz“ entfällt.
Nach der Einschätzung von Marktkennern hat sich für die Allianz der Vertrieb bei den Zusatzpolicen nicht wie erhofft entwickelt. Seit 2009 sind über die KKH-Allianz 55 000 Policen vermittelt worden. „Ich glaube, dass der Allianz-Vertrieb größere Erwartungen hatte“, sagte ein Insider. Ihn verwundert, dass die Partner bei einem so großen Projekt schon nach drei Jahren das Handtuch werfen. Schließlich mussten sich unterschiedliche Systeme und Kulturen zusammenraufen.
Für Wilfried Jacobs, Chef der AOK Rheinland/Hamburg, kommt das Ende des Experiments nicht überraschend. „Die Partner sind mit viel zu hohen Erwartungen an die Zusammenarbeit gegangen“, sagte er. Gerade die Vorstellung gemeinsamer Versorgungsangebote sei unrealistisch.
Herbert Oberländer, Experte für private Krankenversicherung beim Beratungsunternehmen Steria Mummert, hält das Scheitern der Zusammenarbeit von KKH-Allianz und Allianz dagegen nicht generell für ein negatives Signal für die Chancen dieses Modells. „Die Kooperation kann für die privaten Krankenversicherer nach wie vor ein exzellenter Vertriebskanal sein“, sagte er. Wichtig sei aber, dass die Partner mit realistischen Erwartungen an die Zusammenarbeit gingen und im Vorfeld genau abklärten, dass sie auch gut zueinanderpassen, sagte Oberländer.
Quelle: Financial Times Deutschland
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