Commerzbank-Tochter lässt riskante Finanzierungen auslaufen //Zusatzgeschäfte entscheiden über Kreditvergabe künftig mit
Patrick Hagen , Hamburg
Die zur Commerzbank gehörende Deutsche Schiffsbank sortiert einen großen Teil ihrer Kreditnehmer aus. Mit den als nicht strategisch eingestuften Reedern will sie keine neuen Geschäfte machen. „Wir schauen uns aktuell jede einzelne unserer Kundenbeziehungen genau an und legen fest, mit welchen Kunden wir unsere Beziehungen intensivieren werden“, sagte Schiffsbank-Vorstandssprecher Stefan Otto der FTD. Grundsätzlich gelte: „Neugeschäft machen wir nur noch selektiv. Nicht strategische Engagements werden wir auslaufen lassen.“
Damit reagiert die Bank auf die lang andauernde Krise bei vielen Reedern. Sie wappnet sich zugleich für die künftig strengeren Kapitalvorschriften, nach denen Banken für riskante Engagements sehr viel mehr Eigenmittel vorhalten müssen.
„Das Schiffsfinanzierungsbuch wird kleiner werden“, sagte Otto. Das habe strategische Priorität. Das Schrumpfen des Bestands sei auch aufgrund der bevorstehenden Integration des Instituts in die Commerzbank nötig. „Das Schiffskreditportfolio muss im Verhältnis zur Bilanz der Commerzbank passen“, sagte Otto. „Dafür muss es noch weiter schrumpfen.“ Die Commerzbank hatte im vergangenen November die restlichen acht Prozent der Anteile an der Schiffsbank von der HypoVereinsbank übernommen. Die Integration soll im zweiten Quartal 2012 abgeschlossen werden, so Otto.
Die Deutsche Schiffsbank ist hinter der HSH Nordbank die Nummer zwei unter den deutschen Schiffsfinanzierern. Zusammen mit der Commerzbank hält sie rund 21 Mrd. Euro an Schiffskrediten. Diese sollen um etwa ein Drittel abgeschmolzen werden, sagte Otto.
Kunden, die von der Bank als nicht strategisch eingestuft werden, werden es in Zukunft schwer haben, noch Finanzierungen zu finden. Immer mehr Institute ziehen sich aus der Schiffsfinanzierung zurück. Das Vorgehen der Bank ist auch ein Zeichen dafür, dass die Schiffsfinanzierer die Geduld mit ihren angeschlagenen Kunden, darunter viele Schiffsfonds, verlieren. Seit vergangenem Herbst hatte es bereits eine große Anzahl von Pleiten bei Schiffsbeteiligungen gegeben.
Otto erwartet, dass sich die Situation 2012 noch verschärft. „Wir werden in diesem Jahr eine Zunahme von Insolvenzen bei Schiffsfonds sehen“, sagte er. Je länger die Krise dauere, desto geringer werde der Spielraum, den Banken für Restrukturierungen bei Bestandskunden haben. „Bei einigen Schiffen ist absehbar, dass sie nicht mehr zu einem geordneten Kapitaldienst zurückkehren können.“
Die Einstufung von Kunden in nicht strategische und strategische erinnert an das Vorgehen der HSH Nordbank. Sie hatte Kredite von Reedern, mit denen sie keine weiteres Geschäft plant, in ihre sogenannte Restructuring Unit, ihre Bad Bank, verschoben. Die Bank erntete dafür viel Kritik von Schiffseignern, die erst im Nachhinein von der Entscheidung erfahren hatten. Die Schiffsbank hat offenbar aus diesen Erfahrungen gelernt. „Wir wollen diesen Weg im Dialog mit den Kunden gehen“, sagte Otto.
Ein Kriterium für die Einstufung sei die Gesamtkundenprofitabilität. „Wir schauen uns an, welche Produkte und Dienstleistungen wir dem Kunden anbieten und wo wir bei kommerziellen und kapitalmarktnahen Produkten noch zulegen können“, so Otto. Das heißt, dass Reeder, die das Institut nicht nur bei der Finanzierung von neuen Schiffen in Anspruch nehmen, sondern auch für weitere Dienstleistungen, höher eingeschätzt werden. „Kunden, die Produkte wie Zahlungsverkehr, Geldanlage und Beratungsdienstleistungen abrufen, werden es leichter haben, mit uns auch wieder über Finanzierungen zu sprechen“, sagte Otto.
Quelle: Financial Times Deutschland
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