Investitionen in die Energiewende passen der Branche gut, doch sie fordertPlanungssicherheit
Herbert Fromme , Köln
Für langfristige Projekte, wie sie die Energiewende bringt, sind Versicherer eigentlich die idealen Investoren. Denn sie selbst müssen Kundengelder für Lebens- und Krankenversicherte über Jahrzehnte gut verzinst anlegen. Staatsanleihen bringen wenig Rendite, Aktienengagements schwanken stark. „Wir investieren langfristig und suchen vor allem die konstanten Renditen“, sagt Rainer Husmann, Managing Partner bei Allianz Capital Partners (ACP), der Beteiligungsgesellschaft des Münchner Versicherers.
Doch der Enthusiasmus wird durch eine große Sorge überschattet: Änderungen in den politischen Rahmenbedingungen könnten das ursprüngliche Investmentkonzept ruinieren.
„Ein solcher Fall war der Beschluss der spanischen Regierung, die Bedingungen für die Einspeisung von Solarstrom 2010 retrospektiv zu ändern“, sagt Husmann. In Spanien war ACP selbst nicht engagiert. Aber Husmann kann die Empörung der betroffenen Investoren gut verstehen. „Eine solche Kehrtwende macht langfristige Investitionen sehr schwierig.“
Allianz Capital Partners hat 1,2 Mrd. Euro in 40 Solar- und Windprojekte investiert. „Klassische Private-Equity-Firmen haben deutlich kürzere Investmentzeiträume“, sagt Husmann. „Die wollen Projekte mit Gesamtlaufzeiten von höchstens sechs bis acht Jahren.“ ACP kenne diese zeitliche Grenze nicht. Auch Energie-Infrastruktur unternimmt die Allianz gern. Sie hat sich 2011 mit 1,2 Mrd. Euro bei Gassled eingekauft. Die Firma betreibt die Leitung, durch die norwegisches Gas nach Zentraleuropa und Großbritannien gepumpt wird.
Der weltgrößte Versicherer ist nicht allein mit dem Interesse an der Infrastruktur. 2011 beteiligte sich ein Konsortium unter Führung von Commerz Real am Stromnetzbetreiber Amprion, der das 11 000 Kilometer lange Netz des RWE-Konzerns betreibt. Mit dabei im Investment von 700 Mio. Euro sind die Versicherer Munich Re, Swiss Life und Talanx.
„Im Zuge des weiteren Ausbaus der erneuerbaren Energien werden Stromnetze weiter an Bedeutung und Wert gewinnen“, sagt Dieter Wolf, Geschäftsführer bei der Munich-Re-Tochter Meag. „Das ist für uns ideal, weil wir langfristig planbare und kalkulierbare Erträge erwarten.“
Auch mittelgroße Versicherer suchen zunehmend Anlagen in alternativen Energien. „Wir sind führend in der Versicherung der Windenergie“, sagt Christof Kessler, Chef von Gothaer Asset Management „Jetzt prüfen wir auch Kapitalanlagen.“ Es gebe genügend Investoren für das Startkapital, außerdem sind die Förderbanken aktiv. „Wir suchen den Bereich dazwischen, das Mezzanine-Investment“, sagte er. „Renditen von elf Prozent bis 13 Prozent sind realistisch.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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