Krankenversicherer setzt auf Rückhalt aus der Union
Ilse Schlingensiepen , Wuppertal
Trotz des politischen Gegenwinds sieht der Vorsitzende der Versicherungsgruppe Barmenia, Josef Beutelmann, die privaten Krankenversicherer (PKV) in ihrem Kerngeschäft nicht bedroht. „Wir sind zuversichtlich, dass wir auch nach 2013 die Möglichkeit haben, Vollversicherungen zu verkaufen“, sagte Beutelmann gestern bei der Vorlage des Jahresergebnisses für 2011. Auch eine Große Koalition werde das Geschäftsmodell nicht infrage stellen – schließlich habe sie es in der Vergangenheit auch nicht getan.
Die von SPD, Grünen und Linke favorisierte Bürgerversicherung sieht die Abschaffung des Nebeneinanders von privater und gesetzlicher Krankenversicherung vor. Auch in der Koalition ist der Rückhalt für die PKV nicht ungeteilt. So stellt der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Jens Spahn, das duale System infrage. „Ich glaube, die Meinung des Herrn Spahn ist singulär“, sagte Beutelmann. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe der PKV signalisiert, sie müsse sich keine Sorgen machen.
Beutelmann räumte jedoch ein, die Branche müsse hausgemachte Probleme lösen. Dazu zähle die Definition eines Mindestversicherungsschutzes. Provisionsexzesse werde es wegen der gesetzlichen Deckelung ab 1. April nicht mehr geben. Die Finanzaufsicht BaFin werde die Entwicklung genau im Auge behalten.
Die Barmenia hängt stark von der PKV ab. 2011 entfielen auf sie 84 Prozent der Beitragseinnahmen. Der Versicherer steuert aber gegen: Im Neugeschäft stammen nur noch rund 50 Prozent aus der Krankenversicherung. 2011 wuchs die Gruppe um 4,6 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro, deutlich mehr als der Marktzuwachs von 0,4 Prozent. Die Krankenversicherung legte um 5,9 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro zu.
Quelle: Financial Times Deutschland
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