Hanse Merkur wächst mit umstrittenen Billigpolicen

Krankenversicherer weist Sorge um Risiken zurück

Ilse Schlingensiepen , Köln

Die Versicherungsgruppe Hanse Merkur hat im dritten Jahr in Folge in der privaten Krankenversicherung (PKV) rasant zugelegt. Hauptwachstumsträger waren die in der PKV-Branche umstrittenen Einsteigertarife.

Diese Policen bieten zu einem günstigen Preis einen eingeschränkten Versicherungsschutz. 2011 waren sowohl die DKV als auch die Central aus dem Segment ausgestiegen, vor allem weil überdurchschnittlich viele Kunden ihre Beiträge nicht zahlten.

„Das Geschäftsmodell rechnet sich“, sagte hingegen Eberhard Sautter, stellvertretender Vorstandschef der Hanse Merkur. Voraussetzung sei die richtige Annahmepolitik. „Wir haben das zehn Jahre in Folge geschafft.“ Er kritisiert, dass Rivalen wie die DKV sich nach dem eigenen Scheitern dafür aussprechen, solche Angebote komplett vom Markt zu nehmen. Die immer wieder gehörte Vermutung, die Hanse Merkur hole sich mit ihrer Strategie schlechte Risiken ins Haus, die ihr später Probleme bereiten, wies er zurück. „Wir haben eine sehr gute Schadenquote, obwohl wir so ein riesiges Wachstum haben.“

Während der PKV-Markt bei den Beitragseinnahmen insgesamt um 4,8 Prozent zulegte, gewann die Hanse Merkur Kranken mit Plus 18,4 Prozent auf 846 Mio. Euro deutlich stärker. Nur 1,2 Prozentpunkte davon seien auf Prämienerhöhungen zurückzuführen. Drei Viertel des Wachstums stammten aus den Einsteigertarifen, sagte Sautter. In der Vollversicherung stieg die Zahl der Kunden netto um 31 000 auf 203 000. Das war hinter der Debeka der zweithöchste Zuwachs.

2012 wird das Wachstumstempo nach Angaben des Vorstands aber wohl verringern – nicht zuletzt wegen der ab 1. April greifenden neuen gesetzlichen Provisionsregelungen und der verlängerten Haftungszeiten für Vermittler. „Wir richten jetzt den Fokus auf die Bestandssicherung“, sagte Sautter. Die Zahl der Versicherten, die ihre Beiträge nicht zahlen, wollte er nicht nennen. Aber: „Die Nichtzahler führen zu einer Erhöhung der Schadenquote von nur einem Prozent.“

Quelle: Financial Times Deutschland

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