Deutschlands Versicherer verschlafen die Energiewende

Anbieter müssen sich mehr um alternative Quellen kümmern

Die deutschen Versicherer sind dabei, die Energiewende zu verschlafen. „Sie sind beim Absichern von erneuerbaren Energien weniger innovationsfreudig als Anbieter aus anderen Ländern und müssen aufpassen, dass Know-How und Kapazität nicht auf den internationalen Markt abwandern“, warnte Jochen Körner, Geschäftsführer des international tätigen Versicherungsmaklers Marsh, gestern vor der Presse in Frankfurt.

Bislang sind nur wenige große deutsche Versicherungsgesellschaften im Bereich Windkraft auf offenem Meer aktiv. Weil die Schäden immense Höhen annehmen können, läuft die Absicherung über Versicherer-Konsortien, die sich die Risiken teilen. So sind an der Deckung des Windparks „Meerwind“ in der Nordsee die Axa, HDI-Gerling und die Allianz-Industrieversicherungstochter AGCS beteiligt. Konsortialführer ist der dänische Versicherer Codan.

Insgesamt sind die deutschen Anbieter jedoch zurückhaltend mit Deckung. Sie fürchten das unbekannte Terrain und Serienschäden etwa durch Verschleiß an Rotorenblättern. Die Investoren wiederum stehen jedoch vor dem Problem, ohne Versicherungsschutz keine neuen Projekte starten zu können.

Die Versicherer müssen auch deshalb mit neuen Deckungen Gas geben, weil die internationale Konkurrenz nicht schläft. „Weniger erfahrene Anbieter aus Japan sitzen schon in den Startlöchern und sind begierig darauf, in Deutschland erstes Fachwissen zu sammeln“, sagte Körners Kollege Ralf Skowronnek, verantwortlich für erneuerbare Energien bei dem Großmakler. „Sie verfügen zwar noch über wenig Fachwissen, beteiligen sich aber gerne als kleinere Partner an deutschen Konsortien, um sich Wissen anzueignen und später im Heimatmarkt die Konsortialführung für einen Park zu übernehmen.“

Marsh betreut mehr als ein Dutzend Windparks auf offener See, die eine Leistung von etwa 5000 Megawatt erbringen können. In Deutschland sind 22 297 Anlagen an Land und auf offenem Meer installiert.

Anne-Christin Gröger

Quelle: Financial Times Deutschland

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