Größter Anbieter geißelt Vertriebspraktiken in der Branche
Ilse Schlingensiepen , Koblenz
Satte 46 Prozent des gesamten Zuwachses im Markt der privaten Vollversicherung hat die Koblenzer Debeka eingefahren. Während sich die Rivalen mit Billigtarifen, Provisionsexzessen und der Verbindung zu anrüchigen Vertrieben wie der mittlerweile insolventen MEG herumschlagen, erntet die Debeka die Früchte ihrer konservativen Politik. Das Unternehmen verkauft über 9000 angestellte Außendienstler und verzichtet auf Werbung und Sponsoring.
Die Debeka steigerte den Bestand im Kerngeschäft der privaten Krankenversicherung (PKV) netto um mehr als 37 000 Vollversicherte auf 2,2 Millionen. Sie ist mit Abstand der größte Anbieter. Der Versicherungsverein hat keine Aktionäre, sondern gehört seinen Mitgliedern. Der Fokus liegt auf Beamten und ihren Angehörigen, Hauptgeschäftsfeld ist die PKV.
Bei der Debeka gebe es zwar keinen Handlungsbedarf wegen der Fehlentwicklungen, die den Rest der Branche quälen, sagte Vorstandschef Uwe Laue. „Wir bleiben konsequent auf unserem Weg.“ Spurlos geht die Debatte über zweifelhafte Praktiken der Branche aber auch an dem erfolgsverwöhnten Versicherer nicht vorbei. „Wir werden für viele negativ belegte Felder in Sippenhaft genommen.“ Deshalb begrüßt Laue den Plan, über einen verschärften Verhaltenskodex für Versicherer den anrüchigen Vertrieben das Leben schwer zu machen.
Jetzt will Laue die Debeka Betriebskrankenkasse (BKK) auch im Markt der gesetzlichen Krankenkassen positionieren. „Die Menschen können Versicherungsschutz bei der Debeka erwerben, egal ob gesetzlich oder privat“, sagte er. Kunden, die in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln müssen – etwa Kinder von Privatversicherten, die berufstätig werden – bietet die Debeka offensiv die Mitgliedschaft in der BKK an.
Die PKV-Beitragseinnahmen stiegen 2011 um 3,7 Prozent auf 4,9 Mrd. Euro. Damit lag die Debeka leicht unter dem Marktwachstum von 4,3 Prozent. Über alle Sparten steigerte die Gruppe die Prämieneinnahmen um 3,2 Prozent auf 8,9 Mrd. Euro.
Quelle: Financial Times Deutschland
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