Versicherer sieht im Fall eines Euro-Austritts hohe Kosten für Deutschland //Probleme des Vertriebspartners Unicredit belasten
Herbert Fromme , Köln
Der Versicherer Allianz hat vehement vor einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone gewarnt. „Die Folgen für das Land wären verheerend, und deshalb muss das unbedingt vermieden werden“, sagte Finanzvorstand Oliver Bäte am Dienstag bei der Vorstellung der Ergebnisse des DAX-Konzerns für das erste Quartal. Andere Länder würden angesteckt. Den Steuerzahler in Deutschland käme der Austritt Griechenlands sehr teuer. „Wer hier ständig nach dem Ende des Schreckens ruft, soll sich das bitte zweimal überlegen“, kritisierte Bäte.
Er reagierte damit auf die immer offener geführte Diskussion in der Euro-Zone über ein Ausscheiden Griechenlands aus dem gemeinsamen Währungsraum. Selbst hochrangige Notenbanker wie Belgiens Zentralbankchef Luc Coene hatten sich kürzlich offen dazu geäußert. Hintergrund ist die schwierige Regierungsbildung nach den jüngsten Parlamentswahlen in Griechenland, die gestern scheiterte, sowie der Zulauf für Parteien, die die Sparpläne für das Land ablehnen.
„Unser Basisszenario ist nach wie vor, dass Griechenland in der Euro-Zone verbleibt“, sagte Bäte. Man müsse den Griechen – wie bereits von Konzernchef Michael Diekmann verlangt – mit einer Art Marshallplan helfen, den Konsolidierungskurs zu bewältigen. Bäte fügte hinzu, die Allianz stehe auch zu Italien. Der Versicherer hat dort eine große Versicherungstochter, er hält zudem italienische Staatsanleihen mit einem Buchwert von 32 Mrd. Euro.
Bäte sagte, die Allianz habe zum italienischen Staat und der Wirtschaft nach wie vor Vertrauen. Die neue Regierung in Rom habe Enormes bewegt. „Aber auch Italien arbeitet und wirtschaftet nicht in Isolation. Wenn sich die Bedingungen der Euro-Zone verschlechtern, kann sich Italien dem nicht entziehen.“
Die Allianz steigerte den Gewinn im ersten Quartal deutlich um 530 Mio. auf 1,45 Mrd. Euro, rechnet aber mit weiteren Problemen durch die Finanzkrise. Positiv wirkte sich das Ausbleiben großer Naturkatastrophen aus. Im Vorjahr hatte das Erdbeben in Japan das erste Quartal dominiert. Zudem verbuchte die Allianz aus der Beendung ihrer Hilfsaktion für den US-Versicherer Hartford 84 Mio. Euro – sie zog aus dem Verkauf damals erworbener Wertpapiere Gewinn. Insgesamt hat die Allianz mit dem Hartford-Deal 1,4 Mrd. Euro verdient, der größte Teil kommt den Kunden zugute. Belastet wurden die Zahlen durch eine Abschreibung von 77 Mio. Euro auf den Anteil von sieben Prozent an der spanischen Banco Popular.
In der Lebens- und Krankenversicherung sank der Allianz-Umsatz weltweit um vier Prozent auf 13,7 Mrd. Euro. Dazu trug die Aufgabe des Geschäfts in Japan bei, aber auch ein Einbruch um 37 Prozent in Italien. Dort verkauft die Allianz sehr viel über den Bankpartner Unicredit. „Im ersten Quartal mussten die vor allem an die eigene Liquidität denken“, sagte Finanzchef Bäte – sprich: Unicredit verkaufte kaum Lebensversicherungen, sondern eigene Anlageprodukte. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass eine Bank sich in der Krise zunächst einmal selbst stützt.“
Bäte sagte, die Beteiligung von Versicherern an Banken würden zunehmend von neuen Aufsichtsregeln, vor allem Solvency II, bestraft. „Wir müssen sie systematisch überprüfen und herunterfahren“, so der Finanzvorstand. In der Schaden- und Unfallversicherung meldete die US-Tochter Fireman’s Fund schlechte Zahlen – die Schaden-Kosten-Quote betrug 105,7 Prozent der Prämien, nach 102,5 Prozent im Vorjahr. „Wir arbeiten konsequent an der Umstrukturierung“, so Bäte. Der US-Markt sei sehr schwierig, vor allem in der Unternehmensversicherung. Neue Preismodelle sollen nun die Wende bringen, die sich aber erst im Ergebnis 2013 niederschlagen werde.
Quelle: Financial Times Deutschland
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